Portrait Mister Air Berlin

Frankfurt/Main (rpo). Mit der Übernahme des Münchner Konkurrenten dba ist es Air-Berlin-Chef Joachim Hunold gelungen, den Börsen-Fehlstart seines Konzerns wieder wett zu machen. Hunold ist ein Manager, der aus dem Rahmen fällt: Er ist schnodderig, autoritär und launisch - und versteht es doch, seine Mitarbeiter zu motivieren.

Was er dem ehemaligen Eigner Hans Rudolf Wöhrl für die dba zahlt, wollte der Chef der zweitgrößten deutschen Fluggesellschaft partout nicht verraten und sprach vage von einem "mitteleren zweistelligen Millionenbetrag". Normalerweise ist der Air-Berlin-Chef ein Freund klarer Worte. Schnodderig tadelte er etwa die Konkurrenz als "alte Möhren". Doch Hunold hat dazu gelernt: An der Börse muss sich die rheinische Frohnatur solche Ausbrüche verkneifen.

In der Firma geht es anders zu. Hunold regiert Air Berlin autoritär, keiner darf ihm reinreden. "Wenn ich sage, es macht Sinn, dann wird's gemacht." Der 56-jährige Workaholic mit Hauptwohnsitz Düsseldorf, Nebenwohnsitz Mallorca und Dienstwohnung in Berlin, kontrolliert alles. Und wenn er es für richtig hält, mischt er sich in jeden Winkel des Tagesgeschäfts seiner mehr als 30 Töchter umfassenden Unternehmensfamilie ein.

Gewerkschaften kommen Hunold nicht ins Haus. "Warum soll ich meine Energie vergeuden und mich mit Gewerkschaften und Betriebsräten streiten?" Damit das so bleibt, wandelte er die Airline in eine Aktiengesellschaft nach britischem Recht um. Deshalb gibt es bis heute keinen Betriebsrat.

Schlecht bezahlte Flugbegleiter

Seine Mitarbeiter hält Hunold kurz. Die Piloten fliegen länger als bei der Lufthansa, die Flugbegleiter werden schlechter bezahlt und müssen einen Teil der Ausbildungskosten selbst tragen. Dass ihm die Mitarbeiter nicht in Scharen davonlaufen, liegt vor allem am Chef selbst. "Der Achim", wie ihn die Air Berliner nennen, sei launisch und stur, aber auch fair und herzlich.

Auch mit den Zwängen des Kapitalmarkes konnte sich Hunold nur schwer anfreunden. Die erste Lektion bekam er bereits vor dem Börsengang. Auf Druck der Investoren musste er seine Preisvorstellung deutlich nach unten korrigieren. Denn die Finanzexperten beeindruckt Hunolds hemdsärmelige Art wenig - sie sind vor allem an der Bilanz interessiert. Da hat sich Hunold bisher nicht gerne hineinsehen lassen.

Dennoch: Für Hunolds Leistung zollt ihm selbst die Konkurrenz Respekt. Nach einem geschmissenen Jurastudium und einem steinigen Weg vom Gepäckverlader am Düsseldorfer Flughafen bis zum Marketingchef beim Ferienflieger LTU übernahm er 1991 die marode Air Berlin von den Amerikanern. In 15 Jahren baute er die Gesellschaft zur Nummer zwei hinter der Lufthansa aus.

Und für den ehrgeizigen Aufsteiger ist noch längst nicht Schluss, wie der dba-Kauf beweist. Es wird bereits gemunkelt, dass er es demnächst auf die LTU abgesehen haben könnte, die noch im Eigentum des dba-Verkäufers Hans Rudolf Wöhrl liegt. Dann hätte Hunold es geschafft: Er wäre durch die Hintertür auf den Chefsessel seiner alten Airline gerückt.

(afp2)
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