Technologieabfluss soll verhindert werden Bundesregierung untersagt Elmos-Übernahme

Dortmund · Die Bundesregierung will den Technologieabfluss gen China unterbinden und untersagt die Übernahme der Chipfabrik des Dortmunder Unternehmens Elmos. Warum Halbleiter-Experten die Entscheidung kritisch sehen.

 Die Bundesregierung hat den Verkauf der Chipfertigung von Elmos an chinesische Investoren untersagt.

Die Bundesregierung hat den Verkauf der Chipfertigung von Elmos an chinesische Investoren untersagt.

Foto: dpa/Dieter Menne

Die chinesische Übernahme der Dortmunder Chipfabrik Elmos ist vom Tisch. Das teilte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck am Mittwochmittag mit. Der Deal stelle eine „Gefährdung der öffentlichen Ordnung und Sicherheit Deutschlands“ dar, so Habeck. Der schwedische Wettbewerber Silex, ein Tochterunternehmen des chinesischen Sai-Konzerns, wollte 85 Millionen Euro für die Waferfertigung zahlen. Wafer sind hauchdünne Scheiben, die als Basis für Mikrochips dienen.

Minister Habeck sagte, Deutschland sei eine offene Marktwirtschaft, Investitionen aus dem Ausland seien willkommen. „Aber eine offene Marktwirtschaft ist keine naive Marktwirtschaft.“ Man sehe ein bewusstes strategisches Vorgehen im Bereich von Halbleitern und Mikrochipfertigung. Gerade im Halbleiterbereich sei es wichtig, die technologische und wirtschaftliche Souveränität Deutschlands und auch Europas zu schützen, so Habeck.

Halbleiter-Experte Jan-Peter Kleinhans, der den Themenbereich Technologie und Geopolitik der Stiftung „Neue Verantwortung“ leitet, hält die Aufregung für einen „Sturm im Wasserglas“. „Diese Übernahme gibt den Chinesen keine Produktion, die dort nicht längst vorhanden ist. Es geht auch nicht um einen Ausverkauf von Elmos, sondern darum, die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens zu stärken“, so Kleinhans. Das Chip-Know-how würde nämlich bei Elmos verbleiben. Silex wollte stattdessen die Produktion und die dazugehörige Produktionstechnologie übernehmen.

Bei der Herstellung von Halbleitern ist die Strukturgröße entscheidend. Je feiner die Strukturbreiten sind, desto leistungsfähiger sind die Chips. In Dortmund werden derzeit Chips mit einer Strukturgröße von 350 Nanometern gefertigt, zuvorderst für den Einsatz im Auto. Zum Vergleich: Im iPhone werden mittlerweile Chips mit einer Strukturgröße von fünf Nanometern verbaut. „In China werden 350-Nanometer-Chips zuhauf produziert. Schon seit Jahren ist Elmos daher bemüht, sich stärker auf das Kerngeschäft des Chipdesigns zu fokussieren. Darin sind sie nämlich sehr erfolgreich“, sagt Kleinhans.

Im Dezember 2021 hatte das Unternehmen anlässlich des Verkaufs angekündigt, dass die Produktionsverfahren für die 350-nm-Automotive-Produkte zu grob seien, zumal die Kundennachfrage zurückgehen würde. Jan-Peter Kleinhans spricht mit Blick darauf von einem „durchdachten Deal“, der die Zukunft von Elmos in Dortmund sichern könne. „Die Aufregung rund um den Einstieg von Cosco im Hamburger Hafen war richtig, diese führt in die falsche Richtung“, so Kleinhans.

Auch der Dortmunder Oberbürgermeister Thomas Westphal (SPD) hatte kritisiert, bei einem Stopp des Geschäfts stünden 225 Arbeitsplätze auf der Kippe. „Mit dem Verkauf wäre das nicht der Fall gewesen - jetzt muss Elmos überlegen, wie man weiter vorgeht.“

Die Bundesregierung hat zudem in einem weiteren Fall geplante Geschäfte chinesischer Investoren bei deutschen Unternehmen gestoppt. Der Sachverhalt unterliege den Geschäftsgeheimnissen der Firma, daher könne er nicht in Details gehen, sagte Habeck. Laut dem „Handelsblatt“ geht es im zweiten Untersagungsfall um den Erwerb der in Bayern ansässigen Firma ERS Electronic durch einen chinesischen Investor.

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