Köln Millionen für die Quelle-Erbin

Köln · Der Streit zwischen Madeleine Schickedanz und der Bank Sal. Oppenheim um ihr Vermögen ist beigelegt. Doch statt der geforderten 1,9 Milliarden Euro soll sie nur einen zweistelligen Millionenbetrag erhalten.

Der spektakuläre Streit zwischen Quelle-Erbin Madeleine Schickedanz und ihrer Hausbank Sal. Oppenheim geht zu Ende, wenn auch anders als von Schickedanz erhofft. Nach jahrelangem Ringen haben sich die Beklagten außergerichtlich geeinigt. Doch statt der geforderten 1,9 Milliarden Euro soll die heute 73-Jährige nur einen zweistelligen Millionenbetrag erhalten, wie es heißt.

Das Geld für Schickedanz soll zum größten Teil von der Deutschen Bank kommen, die den Streit vom Tisch haben wollte. Diese ist seit 2010 Muttergesellschaft von Sal. Oppenheim, die wiederum früher Schickedanz' Hausbank war und im Verfahren vor dem Kölner Landgericht zu den Beklagten gehörte. Das Gericht erklärte: "Nachdem eine außergerichtliche Einigung erzielt worden ist, haben die Klägerin und 13 der 14 Beklagten den Rechtsstreit übereinstimmend für erledigt erklärt." Folglich entfällt eine Gerichtsentscheidung.

Aber: Es geht trotzdem in einer Mini-Version Ende März weiter. Dann heißt es nur noch: Schickedanz gegen Matthias Graf von Krockow. Denn dieser Beklagte hat die "Erledigungserklärung" nicht unterschrieben. Das Landgericht ist also in diesem Einzelfall weiter gefragt.

Dennoch kann man von einem Schlussstrich sprechen - unter ein komplexes Verfahren, in dem auch der Immobilienunternehmer Josef Esch und die Ex-Führung von Sal. Oppenheim zu den Beklagten gehört hatten, darunter Graf von Krockow. Als Zeuge hatte zudem der inzwischen wegen Untreue verurteilte Thomas Middelhoff als früherer Chef des Arcandor-Konzerns ausgesagt.

Rückblick: Die Tochter des Quelle-Gründers Gustav Schickedanz wollte sich eigentlich in dem Prozess vor dem Kölner Landgericht verlorene Milliarden zurückholen. Sie hatte hohe Summen in den Handelsriesen KarstadtQuelle und den daraus hervorgegangenen Arcandor-Konzern investiert. Der meldete 2009 Insolvenz an. Ihr Vermögensberater Esch und die Führung von Sal. Oppenheim hätten ihr Geld gegen ihren Willen zu riskant angelegt und sie so um ihr Vermögen gebracht, argumentierte Schickedanz, was die Beklagten stets bestritten. Mit dem Vergleich nimmt sie nun Abstand von den Vorwürfen.

Die Klägerin hatte von Anfang an schlechte Karten. Richter Stefan Singbartl sagte schon früh, eine Frau mit ihrer Bildung und ihrem Vermögen hätte wissen müssen, mit welchen Risiken solche Milliardengeschäfte behaftet seien. Ihr Anwalt hatte betont, Schickedanz habe gutgläubig "das gemacht, was man ihr vorgelegt habe". Die Mutter von vier Kindern beteuerte, sie habe sich vor allem immer um ihre Familie gekümmert. Der Ex-Milliardärin hatte das Gericht nur in einem Einzelpunkt Hoffnung gemacht - im Zusammenhang mit Fondsbeteiligungen für Immobilienprojekte. Zugleich hatte Richter Singbartl immer wieder zu einem außergerichtlichen Vergleich ermuntert. Überraschend schafften Schickedanz und Sal. Oppenheim im Dezember eine Vereinbarung, die für die Streitparteien allesamt ein Ende des Rechtsstreits ermöglichen sollte. Das ist nun fast gelungen.

(dpa/rtr)
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