Düsseldorf Milliardenpanne durch Tippfehler

Düsseldorf · Ein Mitarbeiter der Deutschen Bank soll versehentlich 5,3 Milliarden Euro an einen Hedgefonds überwiesen haben. Das Geld ist wieder da, aber wieder mal stellt sich die Frage der Systemkontrolle.

Mal abgesehen davon, dass sie Banken sind und entsprechend Geld verleihen, halten sich die Parallelen zwischen der Deutschen Bank und der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) in Grenzen. Zu den Gemeinsamkeiten gehört auf jeden Fall die Vokabel "Fehlüberweisung". Wobei der Vergleich hinkt. Die KfW überwies vor sechs Jahren rund 320 Millionen Euro an die US-Bank Lehman Brothers. Diesen Betrag würde man, wenn der Begriff nicht so abgedroschen wäre, als "Peanuts" bezeichnen im Vergleich zu der Panne, die bei der Deutschen Bank passiert ist. Dort soll ein Nachwuchsbanker in London bereits im Juni irrtümlich sechs Milliarden Dollar (etwa 5,3 Milliarden Euro) an einen Hedgefonds überwiesen haben, wie die "Financial Times" berichtet.

Die Bank hat dies bisher nicht bestätigt. Das Geld sei auf einem sogenannten Zwischenkonto gelandet und sofort zurückgeholt worden. Niemandem sei ein finanzieller Schaden entstanden. Und auch die Börse registrierte das Ganze angesichts der Folgenlosigkeit vollkommen unaufgeregt. Die Aktie verlor gut ein halbes Prozent.

Aber auch ohne Schaden muss sich Deutschlands größte Bank keine Sorgen um zu wenig Spott machen. Als die KfW vor sechs Jahren die oben erwähnten 320 Millionen Euro an die US-Bank Lehman Brothers überwies, obwohl die schon kurz vor dem Kollaps stand, wurde das staatliche Förderinstitut als "Deutschlands dümmste Bank" bezeichnet.

So weit kommt es bei der Deutschen Bank wohl nicht. Den Fehler, den der Mitarbeiter gemacht haben soll, kennt jeder Computernutzer: Er lässt den Finger zu lange auf einer Taste, und das Zeichen steht plötzlich zehn- oder zwanzigfach auf dem Bildschirm. "Fatfinger" (Wurstfinger) wird das genannt.

Wie gesagt, allzu menschlich. Aber bei Milliardenpannen hört meist das Verständnis für menschliche Unzulänglichkeiten auf. Darum sollten bei diesen Größenordnungen eigentlich systematische Kontrollen greifen. Das heißt bei den Banken oft "Vier-Augen-Prinzip" und besagt, dass jede von einem Beschäftigten getätigte Überweisung von einem Kollegen kontrolliert wird. Ob das bei der Deutschen Bank nicht passiert ist oder dann beide nicht richtig hingeschaut haben, bleibt offen. Aus Sicht von IT-Experten stellt sich ohnehin die Frage, ob bei Milliarden-Überweisungen (eine Milliarde hat neun Nullen) nicht die systeminterne Kontrolle in einem Großunternehmen den Faktor Mensch noch einmal prüfen sollte.

So oder so werfe die Panne ein schlechtes Bild auf die Prüfverfahren der Bank, heißt es - und das in einer Zeit, in der das Geldhaus sich einem Radikalumbau unterzieht und das Management auf den Kopf gestellt wird. Und vermutlich droht auch ein deutlicher Stellenabbau. All das wird Co-Chef John Cryan kommende Woche präsentieren.

(RP)
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