Amazon und Co Milliardengewinne für US-Tech-Konzerne

Düsseldorf · Während Amerikas Wirtschaft am Boden liegt, verdienen Amazon, Facebook, Apple und Google viel Geld – auch wenn bei Google der Umsatz leicht gesunken ist. Die größte Volkswirtschaft der Welt wird weiter gespalten.

Es ist schon ein bemerkenswertes Phänomen: Die Wirtschaftsleistung der USA schrumpft im zweiten Quartal des Jahres auf Jahresbasis um fast ein Drittel, was die immer noch größte Volkswirtschaft der Welt tiefer denn je ins Jammertal stürzt, während tief im Westen der Vereinigten Staaten für die großen Unternehmen der Tech-Branche die Sonne scheint. Amazon, Facebook, Apple und Google haben an einem einzigen Tag ihre Quartalszahlen veröffentlicht und die Erwartungen der Analysten teils deutlich übertroffen, selbst wenn die Google-Mutter Alphabet einen Umsatzrückgang hinnehmen musste.

Das Fazit: Die amerikanische Wirtschaft spaltet sich weiter auf. In schwer von der Pandemie und deren Folgen getroffene Unternehmen und immer neue Millionen von Menschen, die in der Krise ihren Job verlieren und nicht wissen, wie sie finanziell überleben sollen. Und in die Welt der Tech-Riesen, denen die Corona-Krise offenbar so gut wie nichts anhaben kann, weil die Menschen ungebremst online einkaufen, ihre Kontakte mehr denn je über soziale Netzwerke pflegen, weil sie mehr telefonieren und surfen als vor dem Corona-Ausbruch.

Die Pandemie beschleunigt die Digitalisierung deutlich. Dass Google bei der Online-Werbung verliert, kann der Konzern verschmerzen. Wir reden hier zwar von einem Gewinneinbruch von 30 Prozent bei der Google-Mutter Alphabet, aber wer binnen drei Monaten immer noch fast sieben Milliarden Dollar verdient, nagt nicht gerade am Hungertuch.

Der größte Gewinner in Zeiten der Pandemie ist Amazon. 40 Prozent Umsatzgewinn auf fast 80 Milliarden Dollar (75 Milliarden Euro), und eine Gewinnverdoppelung auf 5,2 Milliarden Dollar sind der zahlenmäßige Beweis dafür, dass der Konzern, der längst mehr als ein Online-Händler ist, mit der Krise wenig am Hut hat. Er profitiert auch davon, dass Homeoffice die Nachfrage nach Dienstleistungen in der Cloud treibt.

Der iPhone-Konzern Apple hat es geschafft, dem Negativtrend am Smartphone-Markt zu trotzen. Das liegt offensichtlich auch an der Neauflage des iPhone SE, das vor Jahren als Alternative geboren wurde, die ihr Smartphone bequem in der Hosentasche unterbringen wollten. Auch dank des neuen Modells ist der iPhone-Absatz um elf Prozent gestiegen. Der Smartphone-Umsatz kletterte um 1,7 Prozent auf 26,4 Milliarden Dolla, der Konzernumsatz um elfProzent auf 59,7 Milliarden Dollar, der Gewinn um zwölf Prozent auf mehr als elf Milliarden Dollar.

Bei Facebook ist die Beurteilung des konzernweiten Wachstums auch eine Frage der Basis. Ein Konzern, dessen Wachstumsraten in der Vergangenheit oft mehr als 20 Prozent betrugen, hat mit elf Prozent Umsatzplus auf 8,8 Milliarden Dollar spürbar an Dynamik verloren. Der Konzern spürt die Zurückhaltung von Werbekunden in der Corona-Krise deutlich. Aber gleichzeitig steigen die Nutzerzahlen bei Facebook, bei Instagram und bei WhatsApp weiter schnell. Im vergangenen Quartal kamen erneut 100 Millionen monatlich aktive Nutzer hinzu, inzwischen sind es insgesamt ungefähr 2,6 Milliarden.

Bleibt Alphabet, die Google-Mutter. 30 Prozent Gewinnminus sind vor allem bedingt durch die Rückgänge im Anzeigengeschäft und den damit verbundenen Umsatzverlust von acht Prozent auf 30 Milliarden Dollar. Alphabet-Finanzchefin Ruth Porat betonte allerdings, das Anzeigengeschäft sei zum Ende des Quartals wieder auf Erholungskurs gewesen.

(mit dpa)

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