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Helsinki/Seattle Microsoft schluckt Handy-Sparte von Nokia

Helsinki/Seattle · Mit eigenen Smartphones kopiert der US-Konzern die Strategie von Apple und Google. Für Nokia ist es ein tiefer Fall.

Tiefer kann ein Konzern wohl nicht abstürzen. Vor wenigen Jahren war Nokia noch Weltmarkführer bei Handys und hatte in Deutschland einen Marktanteil von knapp 50 Prozent — jetzt wird die Handysparte der Finnen Anhängsel des amerikanischen Konzerns Microsoft. Vor rund zehn Jahren war Nokia noch zeitweise teuerster Konzern Europas mit mehr als 100 Milliarden Euro sogenannter Marktkapitalisierung — jetzt legt Microsoft nur 5,44 Milliarden Euro für Nokias entscheidende Handysparte inklusive der wichtigen Patente auf den Tisch.

Der Restkonzern Nokia besteht nur noch aus dem angeschlagenen Netzwerkgeschäft sowie der in Berlin untergebrachten Spezialabteilung für Navigation. Das alles verkündeten Nokia und Microsoft gestern zur Überraschung der Mitarbeiter. "Früher waren wir die weltweiten Handykönige", sagt ein Nokia-Manager geschockt, "jetzt nur noch Handlanger."

Dabei hatte sich der Ausverkauf drei Jahre angekündigt. Der frühere Microsoft-Manager Stephen Elop war Vorstandschef geworden, nachdem Nokia gegen Apple und Samsung zunehmend Geschäft bei anspruchsvollen Handys verlor. Nach wenigen Monaten sorgte Elop für Aufsehen mit einer Brandrede. Nokia sei wie ein Mann, der auf einen brennenden Bohrinsel stehe. Man habe die Wahl, zu verbrennen oder sich in die unsichere See zu stürzen. Die neue Strategie: Fast alle Smartphones von Nokia basierten nur noch auf Betriebssystemen von Microsoft — und zumindest die neuen Geräte der Modellreihe Lumia bekamen eine Reihe positiver Kritiken in den Medien.

Doch sowohl Nokia wie Micrososoft spielen im Markt der Smartphones weiterhin nur eine minimale Rolle. Darum jetzt der radikale Schritt der Übernahme des Handygeschäftes von Nokia. Microsoft wird ebenso wie Apple mit seinen iPhones und Google mit seinem neuen Zukauf Motorola — Amerikas früherer großer Handytraditionskonzern — eigene Smartphones mit seinem eigenen Betriebssystem vermarkten.

Da Nokia noch immer über ein exzellentes globales Vertriebsnetzwerk verfügt, ist das möglicherweise genau der richtige Schritt. "Microsoft kommt für das künftige Geschäft um Smartphones nicht herum. Die Hoffnung, dass andere Hersteller auf Windows setzen, stirbt zusehends. Daher kommt der Nokia-Kauf zur richtigen Zeit", sagt Carolina Milanesi von Forschungsunternehmen Gartner.

Zumindest für Elop kommt der Ausverkauf passend. Er wird mit 32 000 Nokia-Mitarbeitern zu seinem Ex-Arbeitgeber Microsoft wechseln und da die um Nokia erweiterte Gerätesparte leiten. Sein Asset: Die Nokia-Fabriken in China sind Effizienzvorbild — bei günstigen Handys lagen die Finnen bis zuletzt vorne. Elops Chance: Der 49-jährige Kanadier gilt als heißer Kandidat, Microsoft-Chef zu werden, wenn Steve Ballmer spätestens in einem Jahr sein Amt aufgibt. Aber Elop hat eine riesige Herausforderung: Wenn Microsoft seine gigantischen Finanzmittel in Werbung für die künftigen eigenen Handys steckt, droht, dass die bisherigen Microsoft-Partner wie Acer oder HTC sich ganz von Microsoft abwenden und ihre Handys nur noch mit dem kostenlosen Betriebssystem Android von Google ausrüsten.

Alles oder nichts? So scheint die Strategie von Microsoft auszusehen. Für Nokia ist die Entwicklung umso bitterer. Ex-Vorstandschef Jorma Ollila hatte den Mischkonzern zur Jahrtausendwende erst zum Weltmarktführer bei Handys gemacht, indem er fast alle anderen Aktivitäten abgab — die Konzentration der Kräfte brachte den Erfolg.

"Wir dürfen uns niemals ausruhen, wir müssen immer die schnellsten sein", hatte Ollila dann immer wieder verkündet. Doch als Apple mit dem iPhone startete, schafften die Nokia-Entwickler es nicht, schnell genug ein adäquates eigenes Betriebssystem und Smartphone zu entwickeln.

(RP)
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