San Francisco Microsoft ruft das Ende der Apps bei Windows aus

San Francisco · Die Nutzer sollen mit Sprachbefehlen ihre Wünsche eingeben, anstatt Apps anzuklicken. Künstliche Intelligenz hilft.

Der weltweit führende Softwarekonzern Microsoft will deutlich stärker als bisher auf sogenannte künstliche Intelligenz setzen, um die Nutzer zufrieden zu stellen. Dies zeichnet sich ab nach der Entwicklerkonferenz "Build" in San Francisco.

Dabei präsentierte das Unternehmen eine Reihe an möglichen Anwendungen, bei denen Menschen per Sprachsteuerung ihre Wünsche an den mit dem Internet verbundenen Computer oder in ein Smartphone abgeben - und lernende Programme wissen immer mehr, was gewollt ist.

So erkannte bei einer Präsentation Cortana, die sprachgesteuerte Assistenzfunktion von Windows 10, anhand von E-Mails direkt anstehende Termine. Wie eine Sekretärin, trug sie diese in den Terminplaner ein und hatte auch gleich zur Verabredung passende Vorschläge parat - etwa, wo man zum Mittagstermin Essen bestellen oder einen Tisch reservieren könnte.

Nutzer können die erweiterten Fähigkeiten von Cortana bald selbst ausprobieren. Im Update von Windows 10, das am 29. Juli veröffentlicht wird, sollen sie bereits enthalten sein. Das bezieht sich vorerst nur auf Windows, aber nicht nur auf PC.

Allerdings wird Cortana dabei wohl einige Anwendungen anbieten, deren Nutzung möglicherweise mit dem deutschen Datenschutzverständnis kollidiert: Cortana "merkt" sich digital, wen man besonders häufig anruft oder trifft. Würde dann eine andere Person in das Gerät sprechen, würde sie über Terminvorschläge möglicherweise solche Vorlieben erfahren.

In Zukunft will Microsoft eine ganze Armee von schlauen Chat-Programmen aufstellen, die mit ihren Nutzern kommunizieren wie ein Mensch. Der Computer und die Cloud würden also auf Sprache hören statt auf angeklickte Apps.

Konkret demonstrierte Microsoft eine Reihe von Mini-Programmen ("Bots"), die ihre Nutzer allerlei Aufgaben in Konversationsform abwickeln lassen: Die künstlichen Intelligenzen können Bestellungen beim örtlichen Lieferservice entgegennehmen oder beim Buchen eines Hotels unterstützten. Diese Angebote sollen aber nicht exklusiv von Microsoft kommen. Die Werkzeuge, um intelligente Bots zu programmieren, stellt der US-Konzern allen Entwicklern kostenlos zur Verfügung. Den ersten großen Auftritt haben Bots dabei im Kommunikationsdienst Skype, der schon jetzt ein großes Update bekommt.

Insgesamt zeichnet sich damit auch ab, dass mobile Kommunikation auch während des Autofahrens immer wichtiger wird: Während Nutzer von U-Bahn oder S-Bahn schon jetzt massenhaft ihre Smartphones unterwegs nutzen für Mails oder auch soziale Netzwerke, sind Autofahrer bisher oft noch relativ zurückhaltend beim Nutzen von Smartphones unterwegs. Das wird sich mit Sprachsteuerung ändern.

(RP)
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