Düsseldorf Metro will Deutschland-Geschäft stärken

Düsseldorf · Im Großhandel boomen Osteuropa und Asien, während der Umsatz auf dem Heimatmarkt schwächelt. Das Wachstum fällt insgesamt spärlich aus, weil Real weiter Probleme bereitet. Die Börse reagiert positiv auf die Gewinnprognose.

Wie groß oder klein Wachstum in einem Unternehmen ausfällt, ist mitunter eine Frage des Standpunktes. Für Metro-Chef Olaf Koch ist das (flächenbereinigt gerechnete) 0,5-Prozent-Plus für das Geschäftsjahr 2016/17, das am 30. September zu Ende gegangen ist, nach den deutlichen Umsatzeinbußen des Vorjahres ein echter Knaller. Andere dagegen halten 0,5 Prozent für wenig, wenn man potenziellen Investoren eine Wachstumsstory verkaufen will. Und das hat die Metro ja mit der im Sommer vollzogenen Aufspaltung im Sinn gehabt.

Den Börsianern haben Kochs Ankündigungen einstweilen für einen leichten Kursanstieg gereicht. Die Metro-Aktie gewann 1,3 Prozent, nachdem der Vorstandsvorsitzende für das gerade begonnene Geschäftsjahr mehr Wachstum als zuletzt und vor allem einen Vorsteuer-Gewinn (Ebitda) angekündigt hatte, der um zehn Prozent über den knapp 1,44 Milliarden Euro für 2016/17 liegen soll - ohne Immobilienerträge wohlgemerkt. Und was die Aktionäre vermutlich noch mehr gefreut hat: Das Ergebnis je Aktie soll um 30 Prozent steigen, was dann sicherlich auch Auswirkungen auf die Dividende hätte.

Das bleibt indes vorerst ein Plan. Den Ausblick hat Koch gepaart mit der Bekräftigung der mittelfristigen Ziele bis 2021. Bis dahin soll der Umsatz um jährlich drei Prozent wachsen, die Ebitda-Marge um etwa fünf Prozent. Die Kennziffer bezeichnet das Verhältnis zwischen Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen auf der einen und dem Umsatz auf der anderen Seite.

Zum Erreichen der Planzahlen fehlt der Metro allerdings noch ein deutliches Stück. Auch wenn man die Flächenbereinigung nicht berücksichtigt, wuchs der Umsatz "nur" um 1,6 Prozent, und bei der Ebitda-Marge klafft noch ein Loch in Größe eines ganzen Prozentpunktes. Das liegt vor allem daran, dass die SB-Warenhaussparte Real weiter verliert. Mehr als drei Prozent Umsatz waren es im abgelaufenen Geschäftsjahr. Da mag Olaf Koch die Fortschritte des Online-Handels (um die Hälfte gewachsen) noch so sehr preisen - am Ende macht das Internet-Geschäft bei Real gerade mal 1,4 Prozent vom Umsatz aus. Etwa 200 Millionen Euro an Investitionen fließen 2017/18 in das Sorgenkind, für das bis Ende März eine Einigung mit der Gewerkschaft Verdi in Sachen Tarifverhandlungen stehen soll. Wie Real auf wettbewerbsfähige Kosten käme, wenn die Einigung nicht gelänge, verrät Koch nicht. Eine Ergebnismarge von 1,1 Prozent ist jedenfalls sicher nicht das, was Investoren vorschwebt. Der im November des vergangenen Jahres gestarteten Markthalle in Krefeld soll eine in Braunschweig folgen, und das soll nicht die letzte sein - zumindest mit einzelnen Bausteinen des Pilotprojektes am Niederrhein.

Besser sieht es im Großhandelsgeschäft, neudeutsch Wholesale, aus. Das gilt vor allem für Osteuropa und Asien, wo der Konzern deutlich wächst, während das Deutschland-Geschäft schwächelt (flächenbereinigt minus 2,6 Prozent Umsatz). Kochs Schlussfolgerung: "Die Internationalisierung der Metro hat dazu geführt, dass wir in der Heimat etwas weniger gemacht haben, als wir hätten tun sollen. Das wird sich ändern." Koch will das Belieferungsgeschäft ausbauen (von 16 auf 20 Prozent bis 2020), Restaurants stärker Dienstleistungen bei der Digitalisierung anbieten (beispielsweise beim Online-Auftritt oder der Tischreservierung) und dadurch die Kundenbindung verstärken.

(RP)
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