Düsseldorf Metro soll Interimschef erhalten

Düsseldorf · Die Diskussion um den künftigen Vorstandsvorsitzenden des größten deutschen Handelskonzerns ist offenbar beendet. Der Franzose Joel Saveuse, bereits Chef der Metro-Tochter Real, soll Nachfolger von Eckhard Cordes werden – bis sein eigener Vorstandsvertrag ausläuft.

Seit dreieinhalb Jahren sitzt Joel Saveuse im Vorstand des Handelskonzerns Metro. Er führt die SB-Warenhauskette Real und ist für Teile des Selbstbedienungs-großhandels verantwortlich, besser bekannt unter dem Namen "Cash & Carry". Jetzt steht er zum Ende seiner Metro-Laufbahn noch einmal vor einem Karrieresprung. Saveuse soll nach Informationen unserer Zeitung Nachfolger des scheidenden Konzernchefs Eckhard Cordes werden. Der Großaktionär Haniel und die Arbeitnehmer-Vertreter befürworteten diese Lösung, heißt es. Damit hätte Saveuse klare Vorteile gegenüber Finanzchef Olaf Koch, der als Fürsprecher vor allem den scheidenden Konzernchef Cordes auf seiner Seite hat.

Allerdings sei der Franzose nur als Interimslösung gedacht, heißt es aus dem Umfeld der Metro. Saveuse solle den Konzern bis April 2013 führen – dann läuft sein eigener Vorstandsvertrag aus. Das würde zur Lebensplanung des 58-jährigen passen, der konzernintern nie ein Hehl daraus gemacht haben soll, dass er irgendwann in seine Heimat zurückkehren wolle.

Der Real-Chef gewann 2010 an Macht und Einfluss, weil er von dem Niederländer Frans Muller auch noch Teile des Cash & Carry-Geschäfts übernahm. Muller, den Metro-Insider als entscheidungsschwach bezeichnen, durfte von der kriselnden Sparte nur die Wachstumsmärkte in Asien behalten, während Saveuse die deutlich umsatzstärkeren Regionen in Europa, dem Nahen Osten und Afrika zugeschlagen bekam. Auch das schrumpfende Deutschland-Geschäft war damit sein Bier, und seither versucht Saveuse die Sparte wieder auf Vordermann zu bringen.

Sollte der 58-Jährige wirklich schon am Mittwoch vorgeschlagen werden, könnte sein Amtsantritt schon zum Jahreswechsel erfolgen. Sein Vorgänger Cordes werde spätestens dann das Unternehmen verlassen, heißt es. Bisher war darüber spekuliert worden, ob der frühere Mercedes-Chef noch bis zur Vorlage des Jahresabschlusses im März nächsten Jahres im Amt bleiben könnte. Cordes hatte vor einigen Wochen nach einem Dauerstreit um seine Person erklärt, dass er für eine Verlängerung seines im Oktober 2012 auslaufenden Vertrages nicht zur Verfügung stehe.

Zuvor waren offensichtlich Teile der Familie Haniel, des größten Metro-Aktionärs, von dem Vorstandsvorsitzenden abgerückt, während der zweite große Anteilseigner Schmidt-Ruthenbeck sich für Cordes ausgesprochen hatte. Unmittelbar nach der Rückzugsankündigung äußerten die Schmidt-Ruthenbecks öffentlich Bedauern über Cordes' Schritt – sichtbarer Ausdruck für die Verstimmungen zwischen den Großaktionären, die bisher ihre Stimmrechte bei der Metro gepoolt haben. Angeblich führen die Schmidt-Ruthenbecks bereits parallel Gespräche, um andere Allianzen bei der Metro auszuloten. Dies geht allerdings nicht ohne mehrere schlagkräftige Partner, denn Haniel hält allein 34,24 Prozent der Anteile.

Fest steht, dass der Handelskonzern nach der Sitzung am Mittwoch einen neuen Aufsichtsratschef bekommen wird, weil Amtsinhaber Jürgen Kluge ausscheidet. Sehr wahrscheinlich ist, dass Franz Markus Haniel diesen Job übernehmen wird. Er muss nach dem Ausscheiden von Kluge gerichtlich bestellt werden und würde spätestens in einer Sitzung vor Weihnachten zum Chef-Kontrolleur gewählt.

(RP)
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