Portfoliobereinigung Metro erwägt Ausstieg aus China-Geschäft

Düsseldorf · Der Düsseldorfer Handelskonzern treibt die Bereinigung seines Länder-Portfolios voran. In China soll eine Kooperation aber fortbestehen. Was aus dem Engagement in Belgien und Indien wird, bleibt noch offen.

 Die Konzernzentrale der Metro AG in Düsseldorf

Die Konzernzentrale der Metro AG in Düsseldorf

Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Selbst ein Kursanstieg von mehr als zehn Prozent an einem Tag wie am Donnerstag kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Performance der Metro-Aktie in den vergangenen viereinhalb Jahren enttäuschend war. Das weiß auch der seit Mai des vergangenen Jahres amtierende Konzernchef Steffen Greubel. Darum hat Greubel am Freitag in der Hauptversammlung bei seinem virtuellen Erstkontakt mit den Aktionären gesagt, die Metro könne noch viel mehr schaffen. Sie sei lange Zeit nicht über, sondern mit dem Markt gewachsen – also nur durchschnittlich – und der Aktienkurs habe unter dem Einfluss der Pandemie gestanden und sei nicht da, wo er vom Potenzial her sein könnte.

Das ist richtig und falsch. Richtig ist, dass sich der Börsenwert der Metro seit dem Ausbruch der Corona-Krise um etwa 20 Prozent verkleinert hat. Aber schon davor hat er seit der Aufspaltung des alten Konzerns die Hälfte seines Wertes verloren – eine Enttäuschung für alle, denen zuvor erklärt worden war, die Aufspaltung werde neue Investoren mobilisieren.

Wie viel Potenzial der Kurs tatsächlich nach oben hat, liegt auch am Erfolg von Greubels Strategie. Zu der gehört – wie bei jedem anderen Unternehmen – die regelmäßige Überprüfung des Portfolios darauf, wie sinnhaft das Geschäft in bestimmten Märkten noch sein kann. Was China angeht, ist das Management mittlerweile offensichtlich zu der Erkenntnis gekommen, dass der Komplettausstieg eine sinnvolle Option sein könnte. Man sei mit der Wumei-Gruppe in Gesprächen darüber, unsere Beteiligung zu reduzieren oder zu veräußern“, sagte Metro-Finanzchef Christian Baier. Vor zwei Jahren haben die Düsseldorfer bereits 80 Prozent des Geschäfts für 1,5 Milliarden Euro an Wumei abgegeben und seinerzeit erklärt, man werde ein Fünftel der Anteile behalten, „um weiterhin in dem hochattraktiven Markt präsent zu bleiben und an den Vorteilen zu partizipieren.“

Das mit der Attraktivität und den Vorteilen sieht Greubel womöglich anders als sein Vorgänger Olaf Koch. Aber eine Kooperation mit Wumei soll bleiben. Metro habe eine Put-Option für den Anteil ausgeübt, sagte Baier weiter. Japan und Myanmar hat die Metro schon hinter sich gelassen, der Abschied aus Indien und Belgien ist offiziell noch offen. Das seien Spekulationen, an denen er sich nicht beteiligen wolle, so Greubel.

Was die Strategie des Metro-Konzerns angeht, so sind große Teile davon natürlich nicht neu. Der Multichannel-Ansatz, den jeder auf die Zukunft ausgerichtete Händler verfolgt, ist es nicht, die Forcierung des Belieferungsgeschäfts auch nicht. Aber die Ziele sind es. Das Belieferungsgeschäft, das derzeit 20 Prozent der Erlöse bringt, soll deutlich wachsen. Greubel sieht hier noch viel Potenzial: „80 Prozent des Gesamtmarktes in der Gastronomie ist Belieferung“, so der Metro-Chef in der Hauptversammlung. Das Gas­tro-Geschäft ist einer der Bereiche, bei denen Greubel „einen enormen Veränderungsdruck“ sieht. In der Pandemie habe sich bisher die Anzahl der Gastronomie-Betriebe entgegen den ursprünglichen Brancheneinschätzungen zwar wenig verändert, aber allein in Deutschland hätten geschätzt rund 200.000 Köche und Servicekräfte die Branche verlassen. Die Horeca-Branche (Hotels, Restaurant, Caterer) und die Trader (beispielsweise Kioske, Tankstellen selbstständige Lebensmitteleinzelhändler) sollen 80 Prozent der Kundschaft ausmachen. Die Sortimente werden gestrafft, der Anteil der Eigenmarken soll von 17 auf 35 Prozent wachsen.

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