Vor Hauptversammlung am Freitag 30 Real-Märkte werden geschlossen

Düsseldorf · Die Metro muss noch mal 237 Millionen Euro auf die Warenhauskette abschreiben und macht daher 34 Millionen Euro Verlust. 30 Märkte müssten schließen.

Metro: 30 Real-Märkte werden geschlossen
Foto: dpa/Roland Weihrauch

Kurz vor ihrem Verkauf hat  die Supermarktkette Real ihrer Muttergesellschaft Metro noch mal einen dicken Verlust eingebrockt. Vor allem wegen einer Wertberichtigung von 237 Millionen Euro auf Real macht die Metro im ersten Quartal des Geschäftsjahres (Oktober bis Dezember 2019)  ein Minus von 34 Millionen Euro. Und das Real-Geschäft ist zwischen Oktober und Dezember noch mal schlechter gelaufen. Auch das ist ein Grund dafür, dass der Metro aus dem fast sicheren Verkauf an das Konsortium aus SCP und X+Bricks netto nur 300 Millionen statt der zuvor erwarteten 500 Millionen Euro zufließen.

Umso erleichterter wird Metro-Chef Olaf Koch sein, dass der Deal jetzt wenigstens reibungslos über die Bühne zu gehen scheint. Bei der Hauptversammlung am Freitag soll die Zustimmung der Metro-Gremien verkündet werden, deutete der Manager am Donnerstag in einer Telefonkonferenz an. Er bedankte sich  ausdrücklich bei allen Real-Beschäftigten und sprach von Frequenz-und Umsatzsteigerungen im Markthallen-Konzept. Durch einen neuen Tarifvertrag seien auch leichte Kostenverbesserungen erzielt worden, doch das sei nicht ausreichend für die ökonomische Tragfähigkeit des Real-Geschäfts gewesen, so Koch.

Nun dürfen sich andere an dem Vorhaben versuchen – das Käufer-Konsortium, das 50 Märkte für mindestens zwei Jahre weiter betreiben will, und die Branchenkonkurrenten, an die nach den aktuellen Planungen bis zu 200 Märkte weitergereicht werden sollen. Zwar wertet der Metro-Chef die Tatsache, dass nach gegenwärtigem Stand „nur“ 30 statt der zuvor erwarteten 40 bis 50 Märkte schließen, als Erfolg. Doch für Tausende Beschäftigte heißt das, dass sie relativ schnell ihren Job verlieren. Von denen, die Filialen oder Filialpakete übernehmen, will die Metro eine Art Übernahmegarantie für Real-Beschäftigte. Für wie lange das gelten könnte, bleibt offen.

Gleichzeitig ist die Metro auch ohne Real noch längst nicht auf Rosen gebettet. Das Geschäft wächst nur in geringem Ausmaß, das Ergebnis vor Steuern ist wegen Abschreibungen und steuerlicher Effekte um 70 Millionen auf 121 Millionen Euro gesunken. Der Umsatz wuchs zwar um 2,2 Prozent auf 7,5 Milliarden Euro, aber flächenbereinigt bleibt nur noch ein Plus von einem Prozent übrig. Im Deutschland-Geschäft sinken die Erlöse sogar leicht,  Westeuropa meldet ein dünnes Wachstum und litt zuletzt unter den Generalstreiks in Frankreich. In Russland, das in den vergangenen Jahren wegen Konsumschwäche und Rubelkrise der Schwachpunkt des Geschäfts war, sinken die flächenbereinigten Umsätze immer noch um 5,3 Prozent.

Somit bleiben als nennenswerte Wachstumsregionen für den Konzern derzeit nur noch Osteuropa (ohne Russland) und Asien übrig, doch das ist zu wenig, um dem Konzern ein deutliches Wachstum zu verschaffen. Dass die Aktie gestern 1,8 Prozent an Wert eingebüßt hat, gilt als Indiz dafür, dass die Wachstumsstrategie des Unternehmens die Börsianer immer noch nicht restlos überzeugt. Am Rande: Auch die Verkaufskandidaten China und Real haben sich im letzten Vierteljahr 2019 nicht gerade vor Wachstum überschlagen: 0,1 Prozent insgesamt, 0,6 Prozent flächenbereinigt.

Wenigstens eine positive Nachricht gab es im Zusammenhang mit dem Börsenkurs aber dann doch: Die Staatsanwaltschaft Düsseldorf hat  die Ermittlungen gegen Olaf Koch, den  Aufsichtsratsvorsitzenden Jürgen Steinemann und andere wegen des Verdachts auf Insiderhandel und Kursmanipulation eingestellt. Der Verdacht war im Zusammenhang mit der Aufspaltung der alten Metro vor mehr als zweieinhalb Jahren entstanden. Beim Vorwurf der Kursmanipulation ging es darum, dass die Metro möglicherweise ihre Ad-hoc-Meldepflicht verletzt haben könnte, indem sie die Absicht, den Konzern aufzuspalten, zu spät veröffentlicht haben sollte Für solche Meldungen ist in der Regel der Vorstand zuständig. Dem gehörten im März 2016 neben Koch der Arbeitsdirektor Heiko Hutmacher, Finanzvorstand Mark Frese, der spätere Ceconomy-Chef Pieter Haas und Pieter Boone an.

 Das Unrecht sei „sehr gering“, erklärte die Staatsanwaltschaft. Die Verfahren gegen Koch und andere Manager seien gegen Geldauflagen eingestellt worden, die sich zwischen 5000 und 20.000 Euro bewegten. Das Verfahren gegen Steinemann sei ganz ohne Auflagen eingestellt worden, erklärte die Düsseldorfer Behörde.

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