Düsseldorf Metro: Cash & Carry am Ostermontag an die Börse?

Düsseldorf · Über den Verkauf von Anteilen am Russland-Geschäft jubeln nicht alle. Der Goldesel werde geopfert, sagen Kritiker.

Der geplante Börsengang des russischen Cash & Carry-Geschäfts löst innerhalb des Handelskonzerns Metro gemischte Gefühle aus. Während für Vorstandschef Olaf Koch und Teile der Aktionärsschar der Schritt an die Londoner Börse der beste Weg ist, um sich Geld für den weiteren Ausbau des Osteuropa-Geschäfts zu besorgen und gleichzeitig die Schulden weiter zu senken, kritisierte der Fondsmanager Ingo Speich von Union Investment bei der Hauptversammlung gestern die Emissionspläne. "Herr Koch, warum wollen Sie eine langfristig profitable Cashcow (was frei übersetzt so viel wie Goldesel heißt, d. Red.) der kurzfristigen Liquidität opfern und Außenstehende an der lukrativsten Einheit des Konzerns beteiligen?", fragte Speich. Wenn die Metro frisches Kapital benötige, solle sie zunächst die Warenhaus-Tochter Galeria Kaufhof abgeben, forderte der Aktionärsvertreter.

Doch daraus wird nichts werden – allein schon deshalb, weil es trotz der Profitabilität des Warenhaus-Geschäfts derzeit wohl niemanden gibt, der einen angemessenen Preis (sprich einen, der einen Buchgewinn verspricht) zahlen würde. Und genau das fordert Koch stets.

Dagegen könnte der Börsengang von Cash & Carry Russland, das bei einem Umsatz von etwa vier Milliarden Euro angeblich mehr als 20 Prozent zum Konzernergebnis (Ebit) beiträgt, mindestens eine Milliarde Euro einbringen. Dafür soll knapp ein Viertel der Anteile verkauft werden. Das heißt: Nach Marktschätzungen hat das gesamte Großhandelsgeschäft des Konzerns auf dem russischen Markt einen Wert von etwa vier Milliarden Euro (die Metro als Ganzes wird übrigens an der Börse mit rund zehn Milliarden Euro bewertet), und den möchte Koch auch zugunsten der Metro in den nächsten Jahren vermehren – über entsprechendes Wachstum, das aus den Erlösen der Emission finanziert werden soll. Nach unbestätigten Angaben aus Börsenkreisen ist die Erstnotiz an der Londoner Börse für den 21. April (Ostermontag) vorgesehen.

Cash & Carry ist auch aus Sicht von Aktionärsschützern eine von mehreren Baustellen im Metro-Konzern, dessen Umbau Konzernchef Koch als "Marathonlauf in schwierigem Gelände und unter schwierigen Witterungsbedingungen" charakterisiert. Allerdings sei die Metro heute strategisch und finanziell besser aufgestellt als bei seinem Amtsantritt Anfang 2012, sagte Koch gestern. Für das laufende Geschäftsjahr hofft der Vorstand auf eine nicht bezifferte Umsatzsteigerung und einen Vorsteuergewinn Ebit (vor Sonderfaktoren), der um etwa 50 Millionen auf 1,75 Milliarden Euro steigen soll. Eine Dividende ist für 2013/2014 auch geplant – sozusagen als Wegzehrung auf dem Marathon.

(RP)
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