Davos Merkel: Banken schärfer kontrollieren

Davos · Die Kanzlerin verteidigte in Davos auch die deutschen Exportüberschüsse.

Bundeskanzlerin Angela Merkel nutzte ihren Auftritt auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos gestern, um für eine schärfere Kontrolle der Finanzbranche zu werben. "Ich sehe noch eine riesige Lücke, was die Regulierung der Finanzmärkte anbelangt", sagte Merkel. Sollte die Branche ein weiteres Mal eine Spekulationsblase erzeugen, werde es sehr schwer werden, deren Bewältigung (durch den Steuerzahler) durchzusetzen. Die Bürger verlören die Überzeugung, dass die Wirtschaft für den Menschen da sei.

Die Regulierung von Schattenbanken müsse beim nächsten Gipfel der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer (G 20) im September eine zentrale Rolle spielen, forderte die Kanzlerin. Als Schattenbanken werden Hedgefonds und Finanzinvestoren bezeichnet, die bankähnliche Geschäfte machen, aber nicht so scharf kontrolliert werden wie Banken.

Angesichts der hohen Arbeitslosigkeit in vielen EU-Staaten warnte Merkel vor neuer Instabilität in Europa. Gegebenenfalls müssten weitere Überbrückungsmaßnahmen ergriffen werden, bis die eingeleiteten Reformen wirkten, so dass die Zahl der Arbeitslosen sinke. Zugleich rief sie die Manager und Unternehmer in Davos auf, mehr für die Jugendlichen zu tun. "Wir freuen uns über jeden, der jungen Menschen ein Stück Hoffnung gibt", sagte Merkel. Die jungen Menschen bräuchten eine Perspektive. In Spanien etwa ist jeder zweite unter 25-Jährige ohne Arbeit.

Auch zum Streit über deutsche Exportüberschüsse äußerte sich die Kanzlerin. Viele Länder werfen Deutschland vor, zu viel zu exportieren und zu wenig ausländische Waren zu konsumieren. "Im Augenblick ist unser deutsches Wachstum nahezu ausschließlich binnengetrieben", sagte Merkel. Deutschland habe alles getan, um den Binnenkonsum zu erhöhen. Exportüberschüsse seien ein Ausdruck der Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Exportwirtschaft. "Und die dürfen wir auf gar keinen Fall aufs Spiel setzen."

(dpa)
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