Freihandel Ein Wochenende für den Welthandel

Osaka · China und die USA nähern sich im Handelsstreit an, die EU und die Mercosur-Staaten schließen ein Abkommen.

 Durch das Freihandelsabkommen zwischen EU und dem Staatenbund Mercosur könnte deutlich mehr Rindfleisch, wie diese Tiere auf dem Rinder-Markt von Liniers, auf den europäischen Markt kommen.

Durch das Freihandelsabkommen zwischen EU und dem Staatenbund Mercosur könnte deutlich mehr Rindfleisch, wie diese Tiere auf dem Rinder-Markt von Liniers, auf den europäischen Markt kommen.

Foto: dpa/Juan Garff

(dpa/frin) Nachdem in den vergangenen Wochen und Monaten Wörter wie Handelskrieg, Zollstreit oder Protektionismus die Schlagzeilen beherrschten, standen das Wochenende im Zeichen des Welthandels. Erst einigten sich die Europäische Union und der südamerikanische Staatenbund Mercosur am Freitag auf die größte Freihandelszone der Welt, dann vereinbarten die USA und China neue Verhandlungen zur Beilegung ihres Handelskriegs vereinbart.

„Wir hatten ein fantastisches Treffen“, sagte US-Präsident Donald Trump zu seiner Begegnung mit Chinas Staatschef Xi Jinping am Rande des Gipfels der großen Industrieländer (G20) in Osaka in Japan. Überraschend hob Trump dabei den Bann gegen Chinas Telekomriesen Huawei vorerst auf. Außerdem sicherte Trump zu, die angedrohte Ausweitung der Strafzölle gegen China vorläufig auszusetzen, was eine Vorbedingung Pekings war.

Trump betonte, dass die bestehenden Sonderzölle auf Importe aus China im Wert von 250 Milliarden US-Dollar zunächst aufrechterhalten bleiben. Der Grund: „Es gibt keine Reduktion der Zölle, die gegenwärtig von China verlangt werden“, schrieb Trump auf Twitter. Es gebe keinen Zeitdruck für den Verlauf der neu vereinbarten Verhandlungen. „Die Qualität der Transaktion ist für mich weit wichtiger als die Geschwindigkeit.“

Die beiden größten Volkswirtschaften der Welt liefern sich seit einem Jahr einen erbitterten Handelskrieg, der das Wachstum in beiden Staaten bremst und auch der globalen Konjunktur schadet. Die Einigung von Trump und Xi Jinping dürfte erstmal für Erleichterung an den Märkten und bei Investoren sorgen, doch für eine Entwarnung ist es zu früh, da sich die Lösung des Handelskrieges noch lange hinziehen kann.

Die EU hat dem US-Präsident unterdessen gezeigt, wie man erfolgreiche Abkommen abschließt. Mit dem lateinamerikanischen Staatenbund Mercosur (Mercado Común del Sur – Gemeinsamer Markt des Südens) wurde der Aufbau der weltweit größten Freihandelszone vereinbart. EU-Unternehmen erhalten dadurch besseren Zugang zu den Märkten in den Mercosur-Ländern Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay, in denen in Summe mehr als 260 Millionen Menschen leben. Bislang müssen Importeure von EU-Waren zum Teil sehr hohe Zölle zahlen, die der Wettbewerbsfähigkeit schaden. Auf Autos sind es etwa 35 Prozent, auf Maschinen 14 bis 20 Prozent und auf Wein 27 Prozent. Die Zölle sollen nun schrittweise abgebaut werden. Am Ende könnten pro Jahr Abgaben in Höhe von rund vier Milliarden Euro eingespart werden.

Die Mercosur-Schwergewichte Brasilien und Argentinien möchten vor allem Agrarprodukte wie Fleisch und Soja an die EU-Staaten verkaufen. Fallen die Zölle auf landwirtschaftliche Erzeugnisse, könnten die argentinischen und brasilianischen Agrarunternehmen kräftig verdienen. Verbraucher in der EU können wiederum auf günstigere Preise für Lebensmittel wie Rindfleisch, Geflügel und Zucker hoffen. Die europäischen Bauern befürchten daher, dem Wettbewerb mit den Agrargroßmächten aus Südamerika nicht gewachsen zu sein und laufen gegen des Abkommen Sturm. Umweltschützer wiederum befürchten, dass neue Absatzmärkte für Fleisch- und Sojaexporte dazu führen könnten, dass die Weide- und Anbauflächen erweitert werden und dafür der Amazonas-Regenwald weiter abgeholzt wird – fatal im Kampf gegen den Klimawandel.

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