Stuttgart Mercedes ruft 150 000 Autos in Werkstätten

Stuttgart · Diesmal hat es die Daimler-Tochter erwischt. Warum immer mehr Autos in die Werkstatt müssen.

Daimler ruft in Deutschland und China 150 000 Autos wegen möglicher Sicherheitsprobleme zurück. Untersuchungen hätten ergeben, dass sich unter Umständen Auto-Teile lösen und ein Feuer verursachen könnten, teilte die zuständige chinesische Aufsichtsbehörde gestern mit. Daimler bestätigte die Rückrufaktion. In China seien 127 000 Fahrzeuge betroffen, in Deutschland rund 22 000 Autos. Der Fehler trete bei Fahrzeugen auf der CLS- und der E-Klasse auf, die zwischen 2012 und 2014 hergestellt wurden. Auslöser sei eine Dichtung an einer Trendwand im Motorraum. Es bestehe die Gefahr, dass diese sich löse.

Unter Umständen sind auch noch andere Länder betroffen. Darüber lägen aber noch keine Informationen vor, sagte der Daimler-Sprecher gestern. Bei den Fahrzeugen könnten Sicherheitsrisiken nicht ausgeschlossen werden. Bislang gebe es aber noch keine Berichte über Unfälle oder Schäden. Die betroffenen Teile werden von Daimler kostenlos ausgetauscht.

Erst im Januar hatte Daimler wegen Problemen mit seinem Vierzylinder-Diesel vom Typ OM651 allein in Deutschland 114 000 Autos zurückrufen müssen. Der Motor wird in fast allen Baureihen eingesetzt. Bei den Diesel-Motoren ist der Schwachpunkt ein Dichtring am Kettenspanner.

Rückrufe sind in der Autobranche keine Seltenheit mehr. Im vergangenen Jahr mussten in Deutschland fast zwei Millionen Autos unplanmäßig in die Werkstatt, wie Stefan Bratzel vom "Center of Automotive Management" (CAM) sagt. In einer aktuellen Studie hat er die Gründe analysiert.

Demnach wurden in Deutschland im vergangenen Jahr über 1,9 Millionen Autos wegen sicherheitsrelevanter Mängel zurückgerufen. Gemessen an den Neuzulassungen stieg die Rückrufquote damit auf 63 Prozent - das ist der höchste Wert seit der Einführung des Produktsicherheitsgesetzes im Jahr 1997. Die Forscher haben insgesamt 127 Rückrufaktionen analysiert, bei denen zwischen sieben und 450 000 Autos in die Werkstätten beordert wurden. Pro Rückrufaktion mussten im vergangenen Jahr im Schnitt über 15 000 Fahrzeuge repariert werden, 2013 waren es bei 88 Rückrufaktionen im Mittel rund 12 400 Fahrzeuge. Im Gesamtjahr 2013 waren lediglich 1,09 Millionen Fahrzeuge betroffen, was eine Rückrufquote von 37 Prozent ergibt.

Die Gründe für die ständig steigenden Rückrufaktionen sind vielfältig. Einer ist die wachsende technische Komplexität selbst kleiner Bauteile, die dadurch störanfälliger werden. Ein anderer ist der Trend der Autobauer, bei immer mehr verschiedenen Autos baugleiche Teile zu verwenden. Dadurch sind von eventuellen Defekten inzwischen oft sehr große Fahrzeuggruppen betroffen.

Unterdessen hat der Aufsichtsrat von Daimler den bis Ende des Jahres laufenden Vertrag von China-Vorstand Hubertus Troska verlängert. Troskas neuer Vertrag läuft bis zum 31. Dezember 2020.

(tor)
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