Aktuelle Studie zu Vorhaben der Koalition Mehrheit der Deutschen befürwortet Rentenpläne

Berlin · Abschlagsfreie Rente mit 63, Mütterrente – die Rentenpläne der großen Koalition stoßen insbesondere in der Wirtschaft auf Kritik. Von den Wählern aber werden die Vorhaben durchaus begrüßt, wie eine aktuelle Studie ergab. Allerdings glaubt die Mehrheit, dass die Politik der Regierung in dieser Hinsicht zulasten der jüngeren Generation geht.

Abschlagsfreie Rente mit 63, Mütterrente — die Rentenpläne der großen Koalition stoßen insbesondere in der Wirtschaft auf Kritik. Von den Wählern aber werden die Vorhaben durchaus begrüßt, wie eine aktuelle Studie ergab. Allerdings glaubt die Mehrheit, dass die Politik der Regierung in dieser Hinsicht zulasten der jüngeren Generation geht.

Der demografische Wandel macht sich bemerkbar, insbesondere beim Thema Rente. Vielen vor allem jüngeren Menschen ist klar, dass sie sich zusätzlich privat absichern müssen, um im Rentenalter über die nötigen finanziellen Mittel zu verfügen. Denn in Zukunft werden immer mehr Rentner auf immer weniger Arbeitnehmer kommen. Doch in der aktuellen Rentenpolitik kommt dies derzeit nicht zum Tragen.

Denn mit der höheren Mütterrente für ältere Frauen und der abschlagfreien Rente mit 63 hat die Koalition zwei teure Reformen eingeleitet, die vor allem ein Geschenk an die ältere Generation sind. In der Bevölkerung selbst aber werden die Pläne durchaus befürwortet, wie eine Studie des Instituts für Demoskopie Allensbach ergab, die am Donnerstag in Berlin vorgestellt wurde. In Auftrag gegeben wurde sie von der arbeitgebernahen Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft, die die Rentenpläne der Regierung ablehnt.

Umbau Rentensystem als notwendig erachtet

Die 15 wichtigsten Punkte des Koalitionsvertrages
17 Bilder

Die 15 wichtigsten Punkte des Koalitionsvertrages

17 Bilder

Auf die Frage, worum sich Bundesregierung beim Thema Rente und Arbeitsmarkt besonders kümmern sollte, sagten 85 Prozent der Befragten, dass sie dafür Sorge tragen solle, dass Rentner ausreichend abgesichert sind und von ihrer Rente leben können. Schon auf Platz drei der Skala folgt dann die Mütterrente, die 59 Prozent befürworten, gefolgt von der abschlagfreien Rente mit 63, die 58 Prozent der Befragten als wichtig erachten. Auch der Mindestlohn reiht sich in diese Liste ein.

Auf der anderen Seite aber ist den Bürgern durchaus bewusst, dass es den demografischen Wandel gibt, wie Allensbach-Geschäftsführerin Renate Köcher sagt. 76 Prozent der Befragten sind der Ansicht, dass ein langfristiger Umbau des Rentensystems notwendig ist, um dem demografischen Wandel zu begegnen. Die Menschen, so Köcher, seien daher gar nicht darauf gefasst gewesen, dass der Sozialstaat ausgebaut werden soll. Vielmehr sind 53 Prozent der Befragten der Ansicht, dass Sozialleistungen auch in Zukunft eingeschränkt werden und 69 Prozent glauben, dass auch die Rentenbeiträge in den nächsten Jahren steigen werden.

Und das geht nach Ansicht der Bevölkerung vor allem zulasten der jüngeren Generation. 79 Prozent der Befragten glauben, dass die jüngere Generation später einmal niedrigere Altersbezüge haben wird als die jetzigen Rentner. Und 56 Prozent sind der Ansicht, dass Lasten und Ansprüche der verschiedenen Generationen im Rentensystem nicht gerecht verteilt sind. Als gerecht verteilt sehen dies nur 18 Prozent der Befragten an.

Mehrheit sieht Lasten im System als nicht gerecht verteilt an

Auf die Frage, wer denn besonders benachteiligt ist, gaben 38 Prozent die jüngere Generation an, zwölf Prozent die mittlere und sieben Prozent die Ältere. Das Allensbach-Institut hatte diese Frage bereits im Jahr 2008 gestellt. Laut Köcher habe sich der Eindruck, dass die Lasten im Rentensystem nicht gerecht verteilt seien, bei der Bevölkerung verstärkt, insbesondere auch in Bezug auf die Benachteiligung der jüngeren Generation.

Auch in Bezug auf die aktuellen Rentenpläne sehen die Befragten die Jüngeren im Nachteil — und zwar 66 Prozent. Bei den unter 30-Jährigen stimmten dem sogar 76 Prozent der Befragten zu. Dennoch glauben 45 Prozent, dass die aktuellen Pläne der Regierung keine Auswirkungen auf sie persönlich haben werden, 25 Prozent sehen eher Nachteile, 14 Prozent eher Vorteile.

Die Diskrepanz zwischen der Akzeptanz der Koalitionspläne und des Glaubens daran, dass die Renten in Zukunft sinken werden, erklärt sich Renate Köcher so: "Die Bürger stützen in der Regel jede Ausweitung von Sozialleistungen - selbst wenn sie überzeugt sind, dass ihnen dies mittel- oder langfristig schadet."

In Bezug auf die langfristige Finanzierung der Renten haben sich übrigens 77 Prozent der Befragten dafür ausgesprochen, dass der Staat die Rentenkassen stärker als bisher mit Steuermitteln unterstützen muss, vermutlich auch im Hinblick auf die derzeit sprudelnden Steuereinnahmen. 34 Prozent sagen, die Rentenbeiträge müssten erhöht werden. Eine Kürzung der Renten aber sehen nur neun Prozent als Option an.

(das)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort