Nach Elevator-Verkauf Marke "Thyssenkrupp Elevator" verschwindet vom Markt

Essen · Die neuen Eigner haben ein halbes Jahr Zeit, um eine neue Marke zu entwickeln. In zwei Jahren wird „Thyssenkrupp“ aus dem Namen komplett getilgt sein.

 Ein Logo von Thyssenkrupp vor dem Werk in Duisburg Hüttenheim.

Ein Logo von Thyssenkrupp vor dem Werk in Duisburg Hüttenheim.

Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Der 17,2 Milliarden Euro schwere Verkauf seines Aufzuggeschäfts hat Thyssenkrupp nicht den erhofften Aufwind an der Börse gegeben. Die Aktie gab am Freitag deutlich nach und notierte zwischenzeitlich mit einem Minus von mehr als sieben Prozent bei 8,50 Euro.

Analysten forderten schnell Klarheit über die Mittelverwendung: „Das neue Management zeigt Entschlossenheit, die nun um eine strategische Weitsicht ergänzt werden muss“, sagteKostenpflichtiger Inhalt Ingo Speich von der Deka Investment. Es müsse klar definieren, in welche Richtung Thyssenkrupp verändert werde und die nächsten Schritte aufzeigen. „Jeder weitere Tag in der aktuellen Aufstellung belastet den Cashflow und treibt damit letztlich die Verschuldung nach oben.“ Thyssenkrupp sei in der derzeitigen Aufstellung zu schwach, um einer konjunkturellen Schwächephase Paroli bieten zu können.

Doch alle Hoffnungen auf schnelle Erkenntnis darüber, wie die Milliarden eingesetzt werden, wurden enttäuscht. Konzernchefin Martina Merz bemühte ihr Mantra „Gründlichkeit geht vor Schnelligkeit“. Nur in einem Punkt wurde sie recht deutlich: „Ich schließe eine Sonderdividende kategorisch aus“, sagte sie. Stattdessen sollen die Mittel einerseits zur Reduzierung des Schuldenbergs und zur Ausfinanzierung der Pensionsverpflichtungen verwendet werden. Andererseits benötigt der Konzern die Mittel für Investitionen.

Der Konzern geht davon aus, zügig die Zustimmungen der mehr als zehn zuständigen Wettbewerbsbehörden zu bekommen. „Wir rechnen nicht mit einer vertieften Prüfung“, sagte Volkmar Dinstuhl, der für Übernahmen zuständige Manager. Die normale Prüfung dauere zwischen einem und drei Monaten, so dass im Sommer mit Vollzug gerechnet werden könne. Thyssenkrupp ist darauf angewiesen, dass das Geld möglichst bald fließt, um nicht in Schwierigkeiten mit den Gläubigerbanken zu kommen.

So ganz kehrt der Konzern im Übrigen dem Aufzuggeschäft nicht den Rücken: 1,25 Milliarden Euro aus dem Verkaufserlös fließen als Rückbeteiligung wieder zurück. Man werde damit voraussichtlich rund 15 Prozent an dem neuen Unternehmen halten, sagte Finanzvorstand Johannes Dietsch. Die Aussage lässt Schlüsse darauf zu, wie hoch der Schuldenberg ist, denn die Finanzinvestoren Advent und Cinven dem Aufzugkonzern aufbürden. Der Kaufpreis von 17,2 Milliarden Euro dürfte damit zu rund 7,7 Milliarden Euro mit Krediten finanziert sein. Künftige Gewinnen von Elevator werden zur Finanzierung genutzt. 

Die Marke Thyssenkrupp Elevator wird nach einer Übergangszeit vom Markt verschwinden. Die neuen Käufer haben nach Informationen unserer Redaktion nun sechs Monate Zeit, um eine eigene Marke zu entwickeln. Spätestens in zwei Jahren wird der Name Thyssenkrupp Elevator komplett vom Markt verschwunden sein.

Wie aus einer internen Präsentation von Thyssenkrupp hervorgeht, geht das Management davon aus, dass sich die Mittelabflüsse durch den Verkauf in Grenzen halten werden. Der negative Cashflow durch die Transaktion betrage 800 Millionen Euro. Durch die Vermeidung von Steuerzahlungen, die Reduzierung von Pensionsrückstellungen und Zinszahlungen bleibe unterm Strich aber nur ein deutlich geringerer Mittelabfluss übrig.

Bis Mai will das Management sich nun eingehend mit den verbliebenen Geschäftsfeldern beschäftigen – etwa mit dem Analgenbau. Finanzvorstand Dietsch sprach zwar davon, dass man dort ein „Turnaround-Management“ betreibe. Aber zeitgleich würden auch Partnerschaften oder strategische Allianzen geprüft.

Alle Geschäftsfelder würden weiterhin bis Mai auf ihre Performance hin überprüft. Dann soll es neue Details geben. Schon Ende März dürfte es neue Details zu den Verhandlungen zwischen den Stahl-Beschäftigten und dem Management geben. Es gebe noch weiteren erheblichen Restrukturierungsbedarf sagte Merz mit Blick auf den Konzern. Bereits angekündigt ist der Abbau von insgesamt 6800 Stellen. Auch dies koste viel Geld, sagte die Konzernchefin.

„Trotz des bedauerlichen Abbaus von Arbeitsplätzen, muss das Management auch einen starken Fokus auf die Mitarbeiter richten und diese bei der Veränderung des Konzerns mitnehmen“, forderte Deka-Analyst Speich.

Mit Blick auf ihre eigene Zukunft hielt sich Merz bedeckt. Über die Besetzung des Vorstandsvorsitzes entscheide der Aufsichtsrat. Merz ist eigentlich nur bis Ende September berufen und soll dann wieder als Aufsichtsratschefin übernehmen. Allerdings hatte der größte Aktionär, die Krupp-Stiftung, sich auffallend positiv über den nun gemanagten Verkaufsprozess geäußert. Auch mehrere Aktionärsvertreter hatten auf der Hauptversammlung Merz zum Weitermachen gedrängt. „Thyssenkrupp ist ein Unternehmen, für das ich mich vom ersten Tag begeistert habe. Diese Begeisterung nimmt auch trotz gewisser Herausforderungen nicht ab“, sagte Merz.

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