Düsseldorf Malone steigt in die Formel 1 ein - Ecclestone bleibt (noch)

Düsseldorf · Die Beteiligung des US-Konzerns Liberty Media bei der Rennserie verändert die Bedingungen. Bernie Ecclestone kann nicht mehr schalten und walten, wie er will.

Düsseldorf: Malone steigt in die Formel 1 ein - Ecclestone bleibt (noch)
Foto: dpa, da sam nic hak

Mehr als 40 Jahre hat Bernie Ecclestone den Formel-1-Zirkus geprägt, nach seinen Vorstellungen geformt und vermarktet. Er war das Gesicht der bedeutendsten Rennserie der Welt, ohne ihn schien die Formel 1 undenkbar. Natürlich ist auch für den Zampano des Automobilsports das Leben nicht unendlich, aber selbst mit 85 schien er noch vergleichsweise unantastbar. Jetzt hat aber die amerikanische Mediengesellschaft Liberty Media dem bisherigen Eigner CVC dessen 35-Prozent-Anteil abgekauft. Die Gesellschaft hält künftig sogar die Mehrheit der Stimmrechte. Fast neun Milliarden Dollar (knapp acht Milliarden Euro) schwer ist der Deal. Rund eine Hälfte davon zahlt Liberty Media für die Anteile, die andere besteht aus Schulden, die die Amerikaner übernehmen.

Eine neue Ära hat begonnen. Ecclestone soll einstweilen bleiben, doch seine Macht ist beschnitten. Stattdessen betritt John Malone die Bühne, immerhin auch schon 75, Präsident von Liberty Media und einer der Großen im amerikanischen Telekommunikationsgeschäft. Als "Darth Vader" der Branche hat ihn der ehemalige amerikanische Vizepräsident Al Gore wegen Malones knallharter Verhandlungsführung mal genannt.

Malone will den Rennzirkus verändern. Bisher konnte Ecclestone schalten und walten, wie er wollte. Jetzt rückt Chase Carey in den Vorstand, und der wird sich vermutlich so wenig als Assistent der Formel-1-Legende begreifen wie diese als Statist an Careys Seite. Der Machtkampf scheint programmiert, auch wenn sich gestern alle rhetorisch handzahm gaben. "Ich möchte Liberty Media und Chase Carey in der Formel 1 begrüßen und freue mich darauf, mit ihnen zu arbeiten", erklärte Ecclestone. "Wir freuen uns, Teil der Formel 1 zu werden. Wir glauben, dass unsere langfristige Ausrichtung und Expertise mit Medien- und Sportgeschäften uns erlaubt, der Formel 1 eine gute Führung zu geben, von der Fans, Teams und Anteilseigner profitieren werden", sagte Liberty-Media-Vorstandschef Greg Maffei. Vielleicht ist Ecclestone auch schon geschlagen. Nach zwei bis drei Jahren könne er es etwas ruhiger angehen lassen, sagte Ecclestone. Dann wäre er 88, und vermutlich hätte ihn Liberty Media als Türöffner bei den Promotern dann auch nicht mehr nötig.

Konflikte könnten indes schon vorher entstehen. Angeblich schweben den Amerikanern höhere Einnahmen aus TV- und Internetvermarktung vor. Das könnte unter anderem heißen: mehr Bezahl- und weniger frei empfangbares Fernsehen. Zwar hat der Privatsender RTL mit Ecclestone und Co. für die Saison im nächsten Jahr noch einen Vertrag, aber danach scheint alles offen. Umgekehrt dürfen Streckenbetreiber darauf hoffen, dass die horrenden Gebühren, die Ecclestone ihnen abverlangte und deretwegen die Ticketpreise extrem gestiegen sind, sinken. Davon könnten die Zuschauer profitieren.

Malone will zudem die Rennställe als Investoren gewinnen. Die detaillierten Bedingungen würden demnächst vereinbart, teilte Liberty Media mit. Einige Ställe sollen Interesse signalisiert haben. Vor Jahren hatte ein Teil von ihnen damit geliebäugelt, wegen Ecclestones Allmacht auszusteigen und eine eigene Rennserie auf die Beine zu stellen. Das war Machtpoker. Heute kassieren sie die Hälfte aller Einnahmen in der Formel 1. Das verdanken sie natürlich auch Bernie Ecclestone.

(RP)
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