Frankfurt/M. Streik bei der Lufthansa weitet sich aus

Frankfurt/M. · Die Pilotengewerkschaft Cockpit will heute Kurz- und Mittelstrecken-Flüge von und nach Frankfurt und München bestreiken. Am Donnerstag werden Langstrecken- und Frachtflüge betroffen sein.

Diese Rechte haben Sie als Flugpassagier
Infos

Diese Rechte haben Sie als Flugpassagier

Infos
Foto: dpa/Henning Kaiser

Seit Mitternacht sind die Lufthansa-Piloten wieder im Ausstand. 750 von 1400 Flügen der Kurz- und Mittelstrecke in Deutschland und innerhalb Europas fallen aus, wie die Fluggesellschaft mitteilte - allerdings keine Flüge von Germanwings, Eurowings, Swiss, Air Dolomiti und Austrian Airlines sowie die Langstrecke. Etwa 80 000 Passagiere sind betroffen. Um die zu kontaktieren, hatte die Lufthansa bis zum Nachmittag 20 000 SMS und 7000 Mails verschickt.

Gestern Abend gab die Vereinigung Cockpit (VC) bekannt, dass die Streiks auf den morgigen Donnerstag ausgeweitet werden. Dann sollen Langstrecken- und Frachtflüge betroffen sein.

Der Ausstand ist der zwölfte in der aktuellen Tarifauseinandersetzung. In der vergangenen Woche hatte es noch nach einer Annäherung ausgesehen, doch der Gesprächsfaden ist wieder abgerissen. Die Lufthansa sagte für gestern angesetzte Verhandlungen mit der Vereinigung Cockpit (VC) kurzfristig ab. Man sehe wegen des erneuten Streikaufrufs keine Lösungsbereitschaft auf Seiten der VC, teilte Personalvorstand Bettina Volkens mit und zog auch das Angebot auf eine Erhöhung der Vergütung zurück. Cockpit hatte den Ausstand damit begründet, dass das Management der Gewerkschaft bei der Neuregelung der Übergangsversorgung nicht entgegenkomme. Diese Übergangsversorgung ist ohnehin nur ein Streikgrund. Es sei das "brennendste" von 15 Themen, die zu regeln seien, sagte VC-Vorstandsmitglied Markus Wahl.

Um alle anstehenden Themen zu lösen, hatten die Piloten eine Gesamtschlichtung angeregt. Die aber will der Vorstand nicht. Denn dann könnten auch strategische Themen hineinspielen, die das Management aber nicht mit den Piloten besprechen möchte. Man könne sich nicht mit faulen Kompromissen Frieden erkaufen, hatte Lufthansa-Chef Carsten Spohr in der vergangenen Woche deutlich gemacht. Es gehe um eine grundsätzliche Weichenstellung. "Die Streiks tun weh, allen, Kunden, Mitarbeitern und Aktionären. Aber was hier zu regeln ist für die Zukunft, ist noch deutlich wichtiger", hatte Spohr gesagt.

Die Lufthansa will vom Herbst an mit Eurowings auf den Langstrecken zunächst Ferienziele anfliegen. Die Flotte ist mit Piloten bestückt, die nicht dem Lufthansa-Konzerntarifvertrag unterliegen, also preisgünstiger fliegen. "Die Lufthansa sagt ganz klar: Das Wachstum soll in Eurowings stattfinden. Denn nur da ist sie konkurrenzfähig gegenüber den Wettbewerbern", sagt Stefan Schöppner, Analyst der Commerzbank. Es geht also bei dem Streik um mehr als nur die Übergangsversorgung. Die Vereinigung Cockpit versicherte gestern, es sei genug Geld da, um diese Streiks noch lange durchzuhalten.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort