Billigfliegermarkt Wie Eurowings neu startet

Düsseldorf/Köln · Die in Düsseldorf und Köln dominante Airline Eurowings wird radikal umgebaut - vorrangig wegen des brutalen Preiswettbewerbes. Die Langstreckenflotte in Düsseldorf verliert an Bedeutung, die Belegschaft soll viel mehr arbeiten.

/ Schon wieder wagt der Lufthansa-Ableger Eurowings einen Neustart, nachdem sich das Unternehmen 2018 durch die Übernahme großer Teile von Air Berlin radikal verändert hatte. Eurowings wird wie die größeren Wettbewerber Ryanair und Easyjet ein echter Billigflieger mit einheitlicher Flotte. Das defizitäre Langstreckengeschäft bleibt zwar als Marke bestehen, wird aber komplett von Lufthansa gemanagt. Das zeichnet sich ab, nachdem Eurowings am Montag die neue Strategie vorgestellt hat.

Für Düsseldorf als größtem Airport von NRW hat die Entwicklung zwei Folgen: Die Bedeutung des kostengünstigen Punkt-zu-Punkt-Flugverkehres hin zu Zielen in Europa wird wie ab Köln zunehmen. Das Düsseldorfer Langstreckenangebot von Eurowings zu Zielen wie New York, Miami, Fort Myers oder Havanna wird noch mehr zur Verfügungsmasse innerhalb des Mutterkonzerns Lufthansa, der global eine Flotte von mehr als 700 Jets hat. „Lufthansa nutzt Eurowings auf der Langstrecke fast nur noch als günstige Zweitmarke für touristische Ziele“, sagt dazu der Hamburger Airline-Experte Gerald Wissel, „Business-Reisende ab NRW werden die nun erst recht über ihre großen Umsteigeflughäfen Frankfurt und München fliegen lassen.“

Eurowings erklärt, die Langstreckenflotte von vier Jets in Düsseldorf solle nicht schrumpfen, aber von der früher geplanten Expansion auf sechs Jets ist nicht mehr die Rede. Die für Winter buchbaren Flüge finden laut Firmenangaben alle statt.

Bei der Kurzstrecke sollen die Abläufe massiv gestrafft werden: Nur noch Maschinen des Airbus-Typs A320 sollen eingesetzt werden, die in Düsseldorf stationierten Turbopropmaschinen des Typs Dash 8 sollen das Unternehmen verlassen. „Das könnte die Zahl an Pannen abbauen und soll die Kosten senken“, sagt ein Eurowings-Manager. Allerdings könnten sich die Flugpläne auch ändern meint Experte Wissel „Wenn die nur noch Jets mit rund 180 Plätzen nutzen statt auch Flugzeugen mit 80 Plätzen, werden manche Routen wohl etwas seltener angeboten.“ Aktuell fliegt Eurowings beispielsweise einige Strecken nach Sylt oder Lyon mit der Turboprop.

Die Passagiere können von weiter günstigen Preisen ausgehen. Denn nachdem die Tickets zwischen 2018 und 2019 rund zehn Prozent billiger wurden, sind deutlich höhere Tarife angesichts der viel günstigeren Wettbewerber Ryanair (Laudamotion) und Easyjet schwer durchsetzbar.

Darum will Eurowings bis 2022 im Vergleich zu 2018 die Kosten um ein Viertel senken. Gerade in Düsseldorf als Hauptflughafen von Eurowings sowie am Firmensitz Köln soll der jeweils hohe Marktanteil verteidigt werden. In Düsseldorf hat Eurowings 37 Jets und hat einen Marktanteil von 38 Prozent. In Köln stehen 19 Jets. Der Marktanteil liegt bei stolzen 47 Prozent. „Das sind hochwertige Einzugsgebiete“, sagt Eurowings-Chef Thorsten Dirks. Das Unternehmen werde um seine Position kämpfen.

Der Belegschaft von mehr als 10.000 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen steht eine Rosskur bevor: Statt in vier Flugbetrieben sollen sie in Deutschland nur noch in einem Betrieb eingesetzt werden. Sie sollen effizienter eingesetzt werden, die Zahl freier Tage soll sinken. Eine Crew soll ab 2022 rund 750 Stunden im Jahr im Flugzeug arbeiten statt bisher nur 530 Stunden im Jahr. Wenig halten die Gewerkschaften von den Ideen: So hat die Kabinengewerkschaft Ufo schon vor dem Rationalisierungsprogramm Streiks angekündigt, jetzt ist die Bereitschaft zum Ausstand gestiegen.

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