Düsseldorf/Berlin Lufthansa-Manager wird Air-Berlin-Chef

Düsseldorf/Berlin · Die größte und zweitgrößte Airline Deutschlands rücken weiter zusammen. Ein Hauptziel scheint zu sein, einen Zusammenbruch von Air Berlin zu verhindern. Flugstrecken ab Düsseldorf könnten wegfallen.

Düsseldorf/Berlin: Lufthansa-Manager wird Air-Berlin-Chef
Foto: Ferl

Die Versuche, Air Berlin nach Jahren hoher Verluste vor der Pleite zu bewahren, nehmen immer ungewöhnlichere Züge an. Der Aufsichtsrat des Unternehmens hat gestern den Lufthansa-Manager Thomas Winkelmann zum neuen Vorstandsvorsitzenden ab 1. Februar ernannt. Er war von 2006 bis 2015 Leiter des Lufthansa-Ablegers Germanwings in Köln, der wiederum Teil von Lufthansas Billigflieger-Gruppe Eurowings ist.

Die erste Aufgabe für Winkelmann ist klar: Der 56-Jährige soll absichern, dass wie vereinbart 38 Maschinen von Air Berlin inklusive Crews wirklich für Eurowings fliegen werden. Damit würde Eurowings auf vielen Strecken Marktanteile gewinnen und könnte so verhindern, dass sich dort die Wettbewerber Ryanair aus Irland und Easyjet aus England breitmachen.

Gleichzeitig hat Winkelmann wohl den Auftrag, zumindest vorerst einen Untergang von Air Berlin mit den rund 75 selbst vermarkteten Jets zu verhindern. Das wäre gerade für Düsseldorf und Berlin als zwei Hauptflughäfen von Air Berlin wichtig. Es würde gerade in Düsseldorf wegen der knappen Flugrechte die ausländischen Billigflieger fernhalten."Alleine wegen des politischen Drucks der Landesregierungen in NRW, Berlin und Bayern soll Air Berlin weiterfliegen", heißt es in der Branche "Das wird ein schwerer Ritt", sagt dazu der Unternehmensberater Gerald Wissel, "jeder weiß, dass die nun auf rund 75 Jets geschrumpfte Air Berlin es eigenständig extrem schwer haben wird. Gleichzeitig ist klar, dass Etihad als wichtigster Eigentümer von Air Berlin nicht immer neues Geld einschießen kann."

Als mögliche Rettung zeichnet sich eine immer engere Zusammenarbeit von Air Berlin, Lufthansa/Eurowings sowie Etihad ab. Freitags hatte Lufthansa bekanntgegeben, auf zwei Strecken von Frankfurt nach Südamerika Passagiere von Etihad unter der gleichen Flugnummer mitzunehmen, umgekehrt können Lufthansa-Kunden ab München via Etihad nach Abu Dhabi fliegen. "Wir können uns vorstellen, unsere Zusammenarbeit auf andere Bereiche auszuweiten", sagt Lufthansa-Chef Carsten Spohr.

Nun wäre denkbar, dass Eurowings in Düsseldorf Passagiere für Etihad-Jets in Richtung Dubai anliefert. Umgekehrt könnte Air Berlin mit Lufthansa/Eurowings kooperieren. "Dann würde Eurowings in Düsseldorf helfen, die Jets von Air Berlin nach New York oder San Francisco zu füllen", sagt ein Brancheninsider. Auch Umsteigeverbindungen in Europa zwischen Eurowings und Air Berlin sind denkbar.

Doch diesem optimistischen Szenario stehen harte Fakten entgegen: Marktführer Lufthansa hat eher Interesse, die eigenen Jets ab Frankfurt und München zu füllen als Air Berlin zu helfen. Beide Firmen sind in verschiedenen Luftfahrt-Allianzen. Das Kartellamt könnte zu enge Kooperationen verbieten. Lufthansa-Primus Spohr hat oft erklärt, der Markt solle durch Abbau von Überkapazitäten bereinigt werden.

Was bedeutet dies? Der wahre Auftrag von Winkelmann könnte sein, Air Berlin halbwegs unauffällig so klein wie möglich zu fahren - neue Langstreckenflüge ab Düsseldorf hätten sich sicher erledigt, 1200 der 8600 Jobs fallen sowieso weg, jetzt vielleicht noch mehr.

(RP)
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