Düsseldorf Lufthansa lagert 1500 Jobs in Billigtöchter aus

Düsseldorf · Das Bodenpersonal soll in neue Gesellschaften wechseln, am Airport Düsseldorf sind 362 Mitarbeiter betroffen.

Die Lufthansa Gruppe zieht die Kostenschraube weiter an. Deutschlandweit sollen 1500 Mitarbeiter aus dem Bodenpersonal in noch zu gründende Tochter-Gesellschaften wechseln, bestätigte die Kranichlinie gestern. Betroffen von den Ausgründungen sind alle Standorte außer den beiden großen Drehkreuzen Frankfurt und München. In Düsseldorf sollen nach Konzernangaben 362 Mitarbeiter in eine neue Gesellschaft ausgelagert werden. Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi sprach sogar von 450 Mitarbeitern am Düsseldorfer Flughafen. Die Pläne gelten außerdem für die Standorte Berlin, Hamburg, Köln, Stuttgart, Hannover und Bremen. Ein Lufthansa-Sprecher betonte, alle Mitarbeiter sollten in die Töchter übergehen. Details würden nun mit Arbeitnehmervertretern verhandelt. Die Lufthansa, bei der Carsten Spohr erst vor zwei Wochen das Ruder übernommen hatte, peilt für 2014 mit dem Sparprogramm Score ein operatives Ergebnis von 2,65 Milliarden Euro an.

Die neuen Gesellschaften sollen sich an Ausschreibungen zur Abfertigung von Passagieren beteiligen. Dabei handelt es sich um Dienstleistungen wie Ticket-Verkäufe und Check-in. 3,19 Millionen Fluggäste fertigten die Lufthansa-Angestellten auf diese Weise im vergangenen Jahr am Airport Düsseldorf ab. Nun schickt die Linie ihr Bodenpersonal allerdings in den Wettbewerb mit anderen Dienstleistern und erhofft sich davon eine saftige Ersparnis. "Die Kosten sind weit über Marktniveau", sagte Florian Gränzdörffer, Lufthansa-Sprecher in Düsseldorf. Während der eigene Service fünf Euro pro Passagier koste, sei dieselbe Dienstleistung bei der künftigen Konkurrenz für zwei Euro pro Fluggast zu haben. Das Bodenpersonal muss also erheblich billiger arbeiten als bisher.

Verdi befürchtet Einschnitte beim Gehalt und eine Verschlechterung der Arbeitsbedingungen. Erst im vergangenen Jahr hatte der Konzern nach heftigen Streiks auch für das Bodenpersonal einen neuen Tarifvertrag abgeschlossen. Der gilt aber nicht für die neuen Gesellschaften. Mitarbeiter, die jetzt wechseln, sollen ihre Ansprüche allerdings behalten. "Wir lehnen die Pläne entschieden ab", sagte Verdi-Bundesvorstandsmitglied Christine Behle. In Versammlungen solle über das weitere Vorgehen beraten werden. In Düsseldorf steht heute eine Betriebsversammlung an. Gestern hatte die Standort-Leitung die Beschäftigten in einem Düsseldorfer Hotel über die Pläne der Airline informiert. Dem Vernehmen nach ist für Düsseldorf eine gemeinsame Gesellschaft mit dem Standort am Kölner Airport im Gespräch.

Derzeit übernimmt die Billigtochter Germanwings Teile des innereuropäischen Fluggeschäftes von der Lufthansa. Gränzdörffer bestritt einen Bericht von Verdi, wonach Germanwings bereits einen Vertrag mit einem anderen Dienstleister abgeschlossen habe und demnach das bisherige Lufthansa-Personal gar nicht mehr zum Zug kommen könne: "Lufthansa ist in Düsseldorf Generalpartner von Germanwings."

(RP)
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