Flugverkehr Lufthansa warnt vor weiterem Flugchaos

Frankfurt · Die Deutsche Lufthansa fordert eine Kehrtwende beim Flugverkehr: Mehr Qualität statt nur Wachstum. Vorstandschef Carsten Spohr begrüßt, dass der Flughafen Düsseldorf erst einmal nicht wachsen darf. Flughafenchef Thomas Schnalke betont dagegen die hohe Verlässlichkeit des Airports.

Eine Lufthansa-Maschine am Flughafen Düsseldorf (Archiv).

Eine Lufthansa-Maschine am Flughafen Düsseldorf (Archiv).

Foto: dpa/Kevin Kurek

Die Lufthansa befürchtet im Sommer 2019 ein ähnliches Verspätungschaos in Europas Luftfahrt wie dieses Jahr. Das sagte Vorstandschef Carsten Spohr bei einem Empfang am Montagabend gegenüber Journalisten in der Konzernzentrale am Frankfurter Flughafen. Grund sei, dass die Zahl der Passagiere schneller wächst als erwartet und dass viele Strukturen veraltet seien. Er selber habe diesem Sommer oft mitbekommen, wie Jets deutlich zu spät an ihrem Ziel ankamen. „Das kann nicht mehr so weitergehen.“ Er räumte ein, dass auch Lufthansa keineswegs alle Abläufe gut im Griff habe: „Wir arbeiten im 110 Prozent Modus.“

Der aus dem Ruhrgebiet kommende Spohr begrüßte in seiner Rede, dass NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst (CDU) dem Flughafen Düsseldorf die beantragten deutlich höheren Kapazitäten frühestens 2022 genehmigen will – Flughafenchef Thomas Schnalke hatte dagegen auf 2019 als Genehmigungstermin gehofft. „Was wir allgemein brauchen ist qualitatives Wachstum, mit dem die Infrastruktur mithält“, sagte Spohr. Nur so könne der Flugplan „pünktlich und verlässlich“ abgeflogen werden. Aktuell habe die Branche ein gemeinsames Problem, „und dieses Problem heißt Wachstum.“

Zu Düsseldorf als drittwichtigstem Flughafen in Deutschland sagte er: „Wenn es so etwas gibt wie ein positives Beispiel, war es die Entscheidung der Politik in NRW, den Flughafen Düsseldorf nicht mit einem Kapazitätssprung weiter zu verstopfen.“ Stattdessen sei klug „erst einmal einige Jahre bis mindestens 2022 zu warten, um zu sehen, dass die Infrastruktur im Luftverkehr ausreichend mitwächst.“

Experten wie der Unternehmensberater Gerald Wissel interpretieren die Äußerung von Spohr zwiespältig: Einerseits müsse der Lufthansa-Ableger Eurowings sich anstrengen, um nach der Integration von 77 Air-Berlin-Jets die Abläufe in den Griff zu kriegen – zu viel Verkehr am Flughafen Düsseldorf als wichtigstem Airport von Eurowings könne da schaden. Andererseits habe Eurowings ein Interesse daran, in Düsseldorf die Konkurrenz klein zu halten, um die dort stationierten 38 Jets profitabel aus zulasten.Wissel: „Der Verzicht auf höhere Kapazitäten begrenzt den Wettbewerb. Lufthansa und Eurowings können als Marktführer so ihre eigenen Flugrechte besser ausnutzen.“

Anders als Lufthansa sieht auch Flughafenchef Schnalke die Lage: Er verkündete, dass der Airport rund 3,9 Millionen Passagiere in den nun beendeten Sommerferien abgewickelt habe. Das sei ähnlich viel gewesen wie im Vorjahr vor dem Ende von Air Berlin. Insgesamt sei die Saison gut gelaufen, erklärte Schnalke, die Prozesse hätten bei zeitweise 90.000 Passagieren am Tag eine „hohe Verlässlichkeit“ bewiesen. Schnalke: „Mit den Airlines, den Dienstleistern, Behörden und der Flugsicherung werden wir nun weiter daran arbeiten, das in diesem Sommer Erreichte noch weiter zu verbessern.“

Für einen effizienteren Flugverkehr forderte Lufthansa-Chef Spohr eine besser organisierte Flugsicherung in Europa sowie schnellere Sicherheitskontrollen der Passagiere an den Airports. Er wies daraufhin, dass am Flughafen Amsterdam Schiphol deutlich mehr Passagiere pro Stunde durch eine Kontrollstelle geschleust würden als an vielen deutschen Airports.

Gleichzeitig betonte Spohr, dass Lufthansa sich eher als Global Player im Wettbewerb zu den großen Airlines in den USA, in China oder am persischen Golf sehe und weniger als deutscher Carrier. „Nur fünf Prozent des Umsatzes werden mit innerdeutschen Flügen gemacht“, sagte er. Die Flotte werde auf 800 Jets ausgebaut, 8000 neue Mitarbeiter würden eingestellt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort
Mehr Licht!
Rhenac produziert LEDs für Forschung und Fußball Mehr Licht!