Frankfurt/Main Lufthansa droht Streik von drei Seiten

Frankfurt/Main · 13-mal legten die Piloten die Arbeit nieder, jetzt erwägen auch die Flugbegleiter einen Ausstand. Ab dem 1. November könnten drei Gewerkschaften gleichzeitig in den Arbeitskampf eintreten, wenn sie nicht vorher die Gräben überwinden.

Passagiere der Lufthansa müssen sich auf neue Arbeitskämpfe einstellen. Nach bislang 13 Streikrunden der Piloten stehen nun auch die Verhandlungen für die rund 19.000 Flugbegleiter vor dem Scheitern. Deren Gewerkschaft Ufo will künftig mit den zwei anderen Luftverkehrsgewerkschaften Verdi und Vereinigung Cockpit (VC) gemeinsam vorgehen, wie Ufo-Chef Nicoley Baublies unserer Redaktion sagte. "Die Verhandlungen sind nach zwei Jahren kolossal gescheitert. Da muss man sein eigenes Ego herunterschlucken und sagen: Wir sind alle betroffen." Ein Dauerstreik, bei dem sich die Berufsgruppen abwechseln, wäre ein Horror-Szenario für Lufthansa. "Wir halten unseren Vorschlag für attraktiv und möchten die Gespräche fortführen", sagte ein Sprecher.

Was fordern die Gewerkschaften? In den Verhandlungen für das Kabinenpersonal geht es vor allem um die Umstellung der Altersversorgung der Mitarbeiter. Lufthansa habe sämtliche diskutierten Sparmaßnahmen verschärft, während man die Schutzmechanismen für die Beschäftigten herausgenommen habe, kritisiert Ufo. Die Gewerkschaften sind sich aber keineswegs einig, wie sie zur Reform der Betriebs- und Übergangsversorgungen stehen. VC und Verdi haben die von Lufthansa gewünschte Umstellung auf Festbeiträge zu den Betriebsrenten bislang strikt abgelehnt. Ufo wollte hingegen die festen Rentenzusagen aufgeben und verhandelte nur noch über die Höhe der Zuschüsse.

Welche Rolle spielt Eurowings? Anders als die Piloten war Ufo nicht generell gegen die Gründung der Billigschiene. Schmerzlich ist für die Gewerkschaft aber die geplante Verlagerung von bisherigen Germanwings-Jets an eine österreichische Lufthansa-Tochter außerhalb des deutschen Tarifrechts. Die Gewerkschaft verlangt bislang vergeblich die Zusicherung, dabei soziale Mindeststandards einzuhalten.

Was bietet die Lufthansa? Das Unternehmen hält das bisherige System der Betriebsrenten wegen der niedrigen Zinsen und der längeren Rentenzeiten für nicht mehr bezahlbar. Es hatte ein Angebot vorgelegt, dass von der Ufo als "Propaganda" zurückgewiesen wurde. Als Rente könnten der Lufthansa zufolge bis zu 100 Prozent des letzten Grundgehalts erreicht werden. Bei der Vergütung gehe es um Verbesserungen: für dieses Jahr 2000 Euro Einmalzahlung für alle Kabinenmitarbeiter, ab 2016 und 2017 je eine Erhöhung um 1,7 Prozent für Mitarbeiter, die vor 2013 eingestellt wurden.

Wie schnell kann gestreikt werden? Die Gespräche mit der Lufthansa sind bis zum 1. November befristet. Eine gültige Urabstimmung der Ufo-Mitglieder zum Streik liegt vor, allerdings hatte Ufo der Lufthansa im Sommer schon einmal mit Streiks gedroht, um dann doch wieder in Verhandlungen einzusteigen.

Auf welchen Strecken und wie lange könnte gestreikt werden? Wenn der Arbeitskampf kommt, dann soll er laut Ufo-Chef Baublies flächendeckend geführt werden. "Die Fluggäste können nicht damit rechnen, dass wir den Streik zeitlich und auf einzelne Bereiche beschränken."

Wie wahrscheinlich ist der Mega-Streik der Gewerkschaften? Auf den ersten Blick scheint es auf der Hand zu liegen, dass die drei Luftverkehrsgewerkschaften bei der Lufthansa zusammenarbeiten. Cockpit ist aber verärgert darüber, dass Ufo während der Pilotenstreiks damit gedroht hat, über die neue, von ihr dominierte "Industriegewerkschaft Luftverkehr (IGL)" selbst Abschlüsse für Lufthansa-Piloten anzustreben. Der IGL-Plan richtet sich zudem explizit gegen Verdi, die perspektivisch aus dem Lufthansa-Konzern gedrängt werden soll.

(lukra)
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