Düsseldorf Lokführer wollen streiken

Düsseldorf · Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) gibt sich wieder kampflustig. Während sich die Konkurrenzgewerkschaft EVG mit den Arbeitgebern auf einen Branchentarifvertrag einigte, lehnt die GDL diesen als unzureichend ab – und will den Schienenverkehr lahmlegen.

Es wird wieder bitter für Pendler und Bahnreisende. Nach dem Winterchaos drohen erneut massive Zugausfälle. Grund sind diesmal nicht die Witterungsbedingungen, sondern eine Zuspitzung im Tarifstreit mit der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL). Die beschloss gestern Arbeitskämpfe bei der Deutschen Bahn und den sechs großen Privatbahnen. Wann und in welchen Bereichen es zu Streiks kommen soll, ließ die GDL offen. Fest steht bislang nur eine zentrale Protestaktion am 16. Februar in Berlin. Die Bahnkunden sollten rechtzeitig über weitere Aktionen informiert werden, hieß es.

Während die GDL-Konkurrenz von der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) sich mit der Bahn und ihrer Privatkonkurrenz schon Ende Januar auf einen Tarifabschluss für die übrigen Bahnmitarbeiter geeinigt hatte, bleiben die Lokführer auf Konfrontationskurs. Die GDL fordert für die rund 26 000 Lokführer im Fern-, Nah- und Güterverkehr einen einheitlichen Tarifvertrag, den Bundesrahmen-Lokomotivführervertrag. Die Bedingungen sollen dem Lohnniveau der Deutschen Bahn entsprechen, das nach Vorstellung der GDL zuvor noch einmal um fünf Prozent angehoben werden soll.

Die sechs Privatbahnen weigern sich bislang, einen solchen Flächentarifvertrag abzuschließen. Die Deutsche Bahn hatte bei den letzten Gesprächen der GDL lediglich die gleichen Tarifkonditionen wie beim EVG-Tarifabschluss angeboten. Diese sehen eine Lohnerhöhung um 1,8 Prozent im März sowie eine weitere Anhebung um zwei Prozent im Januar 2012 vor, dies allerdings bei einer Laufzeit von 29 Monaten und einer Anhebung der Wochenarbeitszeit um eine auf 39 Stunden. "Das ist eigentlich ein ,Nichtangebot'", sagte GDL-Chef Claus Weselsky gestern.

Die GDL nutzt einmal mehr die strategische Rolle, die ihre Mitglieder haben. Das einfache Kalkül: Streikt der Lokführer, rollt der Zug nicht. Mit dieser simplen Gleichung hatte die GDL ab Sommer 2007 der Bahn einen eigenen Lokführer-Tarifvertrag mit deutlich besseren Konditionen als bei der restlichen Belegschaft abgepresst. Mittel dafür waren massive Streiks, die den Schienenverkehr in Deutschland über mehrere Wochen nahezu zum Erliegen brachten.

Der Personalvorstand der Deutschen Bahn, Ulrich Weber, kritisierte die angekündigten Arbeitsniederlegungen als "völlig überzogen und unangemessen". Weber forderte die GDL auf, an den Verhandlungstisch zurückzukehren.

(RP)
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