Berlin Lohndumping: Experten geben Entwarnung

Berlin · Ökonomen haben Warnungen der Gewerkschaften vor Lohndumping nach der Öffnung des deutschen Arbeitsmarktes für Osteuropäer am 1. Mai widersprochen. "Es wird kein Lohndumping in breiter Front geben, weil der Zustrom an Arbeitskräften überschaubar bleiben wird", sagte Gustav Horn, Chef des gewerkschaftsnahen Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung.

Auch der Bamberger Migrationsökonom Herbert Brücker geht davon aus, dass die Öffnung die Lohnentwicklung insgesamt nicht beeinflusst. Allerdings werde es zu einer gewissen Verdrängungskonkurrenz in Branchen wie dem Hotel- und Gaststättengewerbe kommen, die zu Lasten früherer Zuwanderer gehen werde. Die Öffnung treffe vor allem "die Einwanderer, die heute schon hier leben. Sie sind die Verlierer", sagte Brücker.

Seit gestern können Bürger aus Polen, Tschechien, Ungarn, Slowenien, der Slowakei und den drei baltischen Staaten ohne jede Beschränkung in Deutschland arbeiten. Dies wird nach gängigen Prognosen bis 2020 gut eine Million Arbeitnehmer nach Deutschland locken. Im Schnitt kämen jährlich etwa 100 000, glaubt auch Brücker.

Die Gewerkschaften hatten gestern auf Kundgebungen gewarnt, viele Arbeitgeber würden nun versuchen, Billigarbeiter aus Osteuropa anzuwerben. Um dies zu verhindern, hat die Bundesregierung in neun Branchen, darunter der Zeitarbeit, Mindestlöhne eingeführt.

Mit verstärkten Kontrollen will sie überprüfen lassen, ob diese eingehalten werden. "Besonders auf dem Bau, in der Gebäudereinigung, der Pflegebranche und der Gastronomie werden wir verstärkt Kontrollen durchführen", sagte Arbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU). Die Finanzkontrolle Schwarzarbeit erhalte dafür in diesem Jahr 150 und 2012 nochmals 100 neue Stellen, sagte Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU).

(RP)
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