Berlin Löhne steigen langsamer

Berlin · Weil die Konjunktur an Schwung verliert, dämpfen Arbeitgeber Erwartungen.

Angesichts der schwächer werdenden Konjunktur haben die Arbeitgeber in Berlin vor zu großen Erwartungen an spürbare Lohnsteigerungen im kommenden Jahr gewarnt. Die Krisen in der Ukraine, Nahost und auch weiterhin im Euro-Raum würden viele Unternehmen derzeit verunsichern, sagte Arbeitgeberpräsident Ingo Kramer gestern in Berlin. Bei den anstehenden Lohnverhandlungen müsse auf die spezifische Lage der Unternehmen Rücksicht genommen werden: Je nach Region und Leistungskraft müsse es unterschiedliche Lösungen geben.

Eine deutlich schwächere deutsche Konjunktur erwarten auch die monatlich vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) befragten Börsenexperten. Der Konjunkturindex der Umfrage sank im August im achten Monat in Folge und erreichte den tiefsten Stand seit Dezember 2012. Das ZEW begründete dies damit, dass "die anhaltenden geopolitischen Spannungen mittlerweile spürbare Auswirkungen auf die deutsche Wirtschaft zeigen". Wegen unsicherer Perspektiven hielten sich Firmen mit Investitionen zurück.

Arbeitgeberpräsident Kramer rechnet aber weiterhin mit rund zwei Prozent Wachstum im laufenden Jahr. Ihn sorge allerdings, was danach passiert: Der jüngste starke Einbruch der Auftragseingänge in der Industrie lasse auf ein eher schwächeres Jahr 2015 schließen. "Wolken, die am Horizont zu sehen sind, können sich auch wieder verziehen", machte der Chef der Bundesvereinigung der Arbeitgeberverbände (BDA) aber Hoffnung.

Kramer kritisierte Äußerungen von Vertretern der Europäischen Zentralbank und der Bundesbank zur deutschen Lohnpolitik. Die Notenbanker hatten erklärt, wenn in Deutschland die Löhne etwas stärker stiegen als anderswo in Europa, könne das die Deflationsgefahr bannen. "Eine inflationstreibende Tarifpolitik wäre grober Quatsch", sagte Kramer. Bei hohen Lohnsteigerungen müssten Firmen deutlich höhere Preise durchsetzen. Daran dürften viele Firmen scheitern. Zudem sehe er keine Deflationsgefahr.

(mar)
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