70 Stundenkilometer mit 55 Tonnen Gewicht Welche Stärken der Leopard hat – und was er der Ukraine bringen soll

Düsseldorf/Berlin · Der deutsche Kampfpanzer steht im Zentrum der internationalen und nationalen Debatte. Er ist russischen Panzern wohl weit überlegen – und soll Putin zu ernsthaften Verhandlungen zwingen. Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Kampfpanzer der Bundeswehr vom Typ Leopard 2 A7V fahren über den Truppenübungsplatz Munster in Niedersachsen.

Kampfpanzer der Bundeswehr vom Typ Leopard 2 A7V fahren über den Truppenübungsplatz Munster in Niedersachsen.

Foto: dpa/Philipp Schulze

Wahrscheinliche Lieferungen des in Deutschland hergestellten Leopard-Panzers stehen im Zentrum der Debatte um weitere Militärhilfe für die Ukraine. Wir beantworten die wichtigsten Fragen.

Wie viele Leopard-Panzer hat Europa?

In Europa sind es 14 Staaten, die mehr als 2000 Leopards haben.Die Bundeswehr hat von den neuen Modellen rund 320 Stück, berichtete das „Handelsblatt“, Finnland rund 200, Griechenland 900, Polen verfügt über rund 250, Schweden rund 100 Stück, in Spanien stehen 350. Alle Leopards können nur mit deutscher Zustimmung geliefert werden, weil sie hier hergestellt wurden. Eine gemeinsame Lieferung wäre Ausdruck europäischer Solidarität. Allerdings sind keineswegs alle bisher verkauften Leopards auch einsatzfähig.

Was kann der Leopard?

Der Rüstungshersteller Rheinmetall beschreibt das 55 Tonnen schwere Kettenfahrzeug als „leistungsfähigsten Kampfpanzer der Welt“ sowie als „Waffensystem mit der größten internationalen Verbreitung“. Der Leopard gilt den russischen Panzern als deutlich überlegen, weil die Reichweite seiner Kanone mit bis zu fünf Kilometern besonders groß ist. Es können nach Angaben der Bundeswehr Ziele in einer Entfernung von mehreren tausend Metern auch fahrend getroffen werden. Die Stärke liegt laut Bundeswehr in der Kombination von präsizer Feuerkraft, einem guten Schutz sowie hoher Beweglichkeit, weil der Leopard bis zu 70 Stundenkilometer schnell fahren kann.

Vergleichbare Qualitäten haben der britische Panzer Challenger, von dem die Ukraine 14 Stück erhalten soll, sowie der US-Panzer M-1 Abrams, den die USA erst nicht bereitstellen wollten, weil er deutlich schwieriger zu warten ist als der Leopard. Nun wird der Abrams wohl doch geliefert, weil Deutschland darauf drängte.

Im Gefecht würde der Leopard wohl nicht alleine eingesetzt sondern gemeinsam unter anderem mit Luftabwehr, damit er schwerer von Drohnen angegriffen werden könnte.

Wer stellt Leopard-Panzer her?

Der Leopard wird vorrangig vom Münchener Rüstungskonzern Krauss-Maffei-Wegmann produziert. Aber auch der Konzern Rheinmetall, dessen Zentrale in Düsseldorf liegt, liefert wichtige Komponenten wie die Kanone, Munition, die Feuerleitanlage und das Führungssystem.

Was wären die Ziele einer Leopard-Lieferung?

Eine deutliche Verstärkung mit westlichen Panzern würde der Ukraine ermöglichen, eine Offensive der Russen im Frühjahr abzuwehren. Weil Gruppen der Panzer eine Front durchbrechen könnten, wäre für Moskau ein breites Vorrücken von Truppen sehr riskant .

Zweitens ist eine Rückeroberung der Gebiete leichter, die die Russen seit dem Überfall auf die Ukraine erobert haben. Politisch brisanter ist, dass die Ukraine immer wieder angekündigt hat, auch die seit 2014 von Moskau mit Hilfe von Separatisten beherrschten Gebiete im Osten sowie die Krim zurückzuerobern. Bundesregierung und andere Nato-Staaten wie die USA haben immer wieder betont, dass die Ukraine selbst entscheiden müsse, welche Gebiete sie zurückerobere. Doch mit bislang zurückhaltenden Waffenlieferungen wurde sie indirekt gebremst. Bislang wurden nur Raketenwerfer mit einer nur niedrigen Reichweite und keine westlichen Kampfpanzer geliefert.

Aktuell wird innerhalb der USA-Regierung erwogen, die Ukraine gezielt so aufzurüsten, dass sie zur Rückeroberung der Krim fähig wäre, berichtet die „New York Times“. Ziel wäre aber eher laut „New York Times“, Putin mit einer solchen Drohung zu ernsthaften Friedensverhandlungen zu zwingen, und nicht die tatsächliche Rückeroberung der Halbinsel. Kanzler Olaf Scholz (SPD) scheint dagegen zu fürchten, dass eine zu starke Aufrüstung der Ukraine eine weitere Eskalation des Krieges bringen könnte.

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