Kurzinterview zu Joe Bidens Amtsübernahme in den USA „Klima-Beitritt der USA bringt mehr als die deutsche Energiewende“

Der Chef der Wirtschaftsweisen, Lars Feld, ist im Kurzinterview zum Amtsantritt des neuen US-Präsidenten Joe Biden vorsichtig optimistisch: Die transatlantischen Beziehungen dürften sich verbesser – und sogar ein neues transatlantisches Freihandelsabkommen sei denkbar, meint der Vorsitzende des Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung.

 Der Freiburger Top-Ökonom Lars Feld.

Der Freiburger Top-Ökonom Lars Feld.

Foto: dpa/Patrick Seeger

Welche Erwartungen knüpfen Sie an den Amtswechsel in den USA für die deutsche Wirtschaft und auch die deutschen Unternehmen in den USA?

Lars Feld Der Amtswechsel stimmt vorsichtig optimistisch. Zwar ist die Demokratische Partei nicht als Freihändler bekannt. Aber die Konflikte zwischen den USA und Europa dürften doch abnehmen, der Ton wird weniger rau sein, eine Rückkehr zum Multilateralismus darf erwartet werden. Die deutschen Unternehmen haben auch unter Trump gute Geschäfte in den USA gemacht. Aber die Rahmenbedingungen sind jetzt vielleicht doch etwas besser.

Was wird handelspolitisch geschehen?

Feld Wenn es wirklich gut läuft, dann ist ein Neustart in den Handelsbeziehungen mit einem neuen Handelsabkommen jenseits von Chlorhühnchen und Schiedsgerichten möglich. Darin ließe sich eine grundsätzliche Vereinbarung für einen EU-USA-Klimaclub einfügen, der Standards für die Welt setzt.

Wie wird sich der von Biden bereits angekündigte Beitritt der USA zum Klimaabkommen auswirken?

Feld Zunächst wird Präsident Biden die Widerstände im Kongress für den erneuten Beitritt überwinden müssen. Gelingt ihm dies, dann bestehen gute Chancen, bindende Vereinbarungen zur CO2-Einsparung zu treffen, die uns viel stärker in der Klimapolitik voranbringen als die Energiewende in Deutschland.

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