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Köln Lanxess schließt Kautschuk-Werk in NRW

Köln · Der Chemiekonzern weitet sein Sparprogramm aus. Die Produktion in Marl endet, 120 Mitarbeiter verlieren ihren Job. Dormagen soll aber bleiben. Als nächstes schaut sich Lanxess den Vertrieb an. Der Preisverfall belastet die Bilanz.

Lanxess hat das Tal der Tränen nach Aussage von Matthias Zachert noch nicht hinter sich gelassen. Gestern kündigte der Konzern-Chef sogar eine Verschärfung des Sparkurses an. Erstmals will Lanxess nun auch Stellen in der Produktion abbauen und sich von allen 120 Mitarbeitern in Marl trennen. Damit wird der traditionsreiche Kautschuk-Standort im nördlichen Ruhrgebiet faktisch geschlossen. Bislang hatte der Konzern nur in der Verwaltung Stellen abgebaut, und zwar 1000 der einst 17 300 Stellen.

"Das ist eine harte Entscheidung", sagte Zachert gestern bei der Vorlage der Bilanz. Wenn man einmal einen Produktionsstand geschlossen habe, kehre man faktisch nie wieder an ihn zurück. Es sollen nun faire Lösungen für die Mitarbeiter gefunden werden. Kündigungen sollen vermieden werden, können aber nicht ausgeschlossen werden.

Andere Lanxess-Standorte in NRW müssen sich dagegen derzeit keine Sorgen machen: "Marl soll die einzige Entscheidung dieser Art sein. Wir hoffen, die anderen Kautschuk-Standorte, insbesondere Dormagen, über Jahre hinweg am Markt halten zu können", sagte Zachert weiter. In Dormagen beschäftigt der Konzern 1000 Mitarbeiter,

Am Verwaltungs-Standort Langenfeld sollen zwar Gebäude abgemietet und aufgegeben werden. Doch die Mitarbeiter sollen in Köln und Leverkusen weiterbeschäftigt werden. In Köln hat Lanxess in seiner überdimensionierten Zentrale bereits 130 Verwaltungsstellen abgebaut und entsprechend Platz. Über das Sponsoring der Kölner Lanxess-Arena werde man 2018 entscheiden, wenn der bestehende Vertrag ausläuft, so Zachert.

Im zweiten Halbjahr will sich Lanxess seinen Vertrieb und seine Lieferketten ansehen. Dabei gehe es zwar in erster Linie um die Optimierung von Prozessen, betonte der Vorstands-Chef. Doch womöglich würden auch Stellen betroffen sein.

Das Kautschuk-Geschäft ist weiter das große Sorgenkind von Lanxess. 52 Prozent des Umsatzes stammen aus der Kautschuk-Sparte, die die Vorprodukte für die Reifen- und Autoindustrie liefert. Zacherts Vorgänger Axel Heitmann hat die Sparte viel zu groß werden lassen und auch noch die Entwicklung des Weltmarktes falsch eingeschätzt: Obwohl der Markt schon Überkapazitäten hat, bringt Lanxess gerade in Asien zwei neue Anlagen an den Start, die jeweils die größten der Welt sind. Entsprechend sind die Preise gefallen und verderben die Bilanz. Der Lanxess-Umsatz schrumpfte im vergangenen Jahr um sechs Prozent auf acht Milliarden Euro. Immerhin stand unter dem Strich wieder ein Gewinn von 47 Millionen nach einem Minus von 159 Millionen Euro im Vorjahr.

Nun ist Lanxess auf der Suche nach einem Partner für das Kautschuk-Geschäft. Man spreche mit Interessenten, die aus mehr als zwei Regionen der Welt stammten, sagte Zachert. Namen nannte er nicht. In der Branche wird spekuliert, dass es sich dabei um den russischen Chemiekonzern Nizhnekamskneftekhim (NKNK) und den saudi-arabischen Konzern Saudi Aramco handelt. Womöglich werde man noch bis Ende des Jahres mehr sagen können, so Zachert. Da Kautschuk-Fabriken derzeit unverkäuflich sind, dürfte es auf ein Joint Venture mit einem Ausländer hinauslaufen.

Die Lanxess-Aktie gab leicht nach. Zwar will der Konzern den Anlegern eine stabile Dividende von 50 Cent je Aktie zahlen. Doch der Gewinn für 2015 werde nur auf dem Niveau von 2014 verharren, so die Prognose.

(RP)
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