Duisburg Land gegen Hafen-Privatisierung
Duisburg · Bei der angekündigten Privatisierung des Duisburger Hafens zeichnet sich ein Streit zwischen Bundes- und Landesregierung ab: Während der Bund seine Anteile meistbietend verkaufen will, spricht sich die NRW-Regierung strikt gegen private Investoren aus. "Wir wünschen uns – wenn überhaupt – einen öffentlichen Investor", sagte gestern ein Sprecher des NRW-Verkehrsministeriums gegenüber unserer Zeitung.
Europas größter Binnenhafen gehört zu je einem Drittel dem Bund, dem Land NRW und der Stadt Duisburg. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) will die Erlöse aus der Privatisierung von Bundesbeteiligungen im nächsten Jahr verdoppeln – der Verkauf des Duisburger Hafens soll der Startschuss für dieses Projekt sein. Genau das kann das Land aber verhindern, wenn es den Verkauf gemeinsam mit der Stadt Duisburg blockiert. Wie es in Duisburg heißt, zeichnet sich eine solche Allianz tatsächlich ab. "Wir wollen hier keinen privaten Investor, der den Duisburger Hafen schwächt und seinen eigenen operativen Interessen unterwirft", sagte gestern ein maßgebender Duisburger Ratsherr, der mit dem Thema vertraut ist.
Indirekt ist das eine klare Absage an die Seehäfen Antwerpen und Rotterdam, die ihr Interesse bereits bekundet haben. Die europäische Nummer Eins (Rotterdam) und die Nummer Zwei (Antwerpen) wollen Duisburg als Brückenkopf zur Weiterverteilung ihrer Waren ins nordeuropäische Hinterland haben – und damit die deutschen Seehäfen in Bremen und Hamburg angreifen. Wie unsere Zeitung aus Kreisen der Stadt Dortmund erfuhr, bereiten die Trägergesellschaften der Häfen Bremen, Hamburg und Dortmund deshalb zur Stunde ein Gegenangebot für den Duisburger Hafen vor. Erwartet wird außerdem ein Angebot der NRW-Häfen Neuss, Köln und Düsseldorf, die mit Duisburg zu einer "NRW Hafen AG" aufsteigen könnten.
Die WestLB ist mit dem Verkaufsprozess beauftragt. Im Herbst wird mit der Ausschreibung gerechnet. Der Wert des Duisburger Hafens ist schwer zu bestimmen. Im Beteiligungsbericht der Bundesregierung ist der Grundkapital-Anteil des Bundes mit 15,4 Millionen Euro ausgewiesen. Experten taxieren den tatsächlichen Wert des Bundes-Drittels auf 50 Millionen Euro.