Washington Lagarde lässt Griechenland abblitzen

Washington · Athen bekommt keinen Zahlungsaufschub, sagt die IWF-Chefin. Die Griechen räumen ihre Konten.

Griechenland ist mit dem Versuch gescheitert, einen Zahlungsaufschub beim Internationalen Währungsfonds (IWF) zu erreichen. IWF-Chefin Christine Lagarde bezeichnete eine entsprechende Bitte des griechischen Finanzministers Giannis Varoufakis als "unpassend". Einen Zahlungsaufschub habe der IWF entwickelten Ländern in den vergangenen 30 Jahren nicht gewährt und damit zuvor auch keine guten Erfahrungen gemacht, sagte Lagarde zum Auftakt der IWF-Frühjahrstagung in Washington. Auch Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble ließ in den USA kein Entgegenkommen für Athen erkennen.

Griechenland muss im Mai und Juni weitere Milliarden-Kredite des IWF zurückzahlen. Ob es dazu in der Lage sein wird, ist fraglich. In Griechenland heben die Bürger wieder massiv Geld ab und transferieren es ins sichere Ausland. Dadurch könnten auch die Banken rasch in Schieflage geraten und kollabieren. Die Banken "verbluten", schrieben griechische Medien.

Die drohende Pleite beschäftigt zunehmend auch die internationale Diskussion. Denn wie sich eine Pleite Griechenlands und ein Ausscheiden aus dem Euro auf die internationalen Finanzmärkte auswirken könnten, ist ungewiss. Zudem befürchten die USA, Griechenland könne in die Arme Russlands getrieben werden. Er werde am Rande der Frühjahrskonferenz von vielen Kollegen auf das Griechenland-Problem angesprochen, gestand Schäuble ein. Wann Griechenland das Geld ausgehe, wisse auch er nicht. "Da müssen Sie meinen Freund und Kollegen Giannis Varoufakis fragen, der hat sicher einen genauen Überblick", sagte Schäuble ironisch. Einen angeblichen "Plan B", einen Notfall-Plan der Euro-Gruppe, habe man nicht, versichert Schäuble. Griechenland müsse seine Reformzusagen umsetzen, dann könnten die 7,2 Hilfs-Milliarden ausgezahlt werden.

In den Verhandlungen zwischen Geldgebern und Athen gebe es keinen Fortschritt, sagte Schäuble. Auch beim Finanzministertreffen am 24. April in Riga sei mit keiner Lösung zu rechnen, so Schäuble.

Der Vize-Chef der SPD-Bundestagsfraktion, Axel Schäfer, warnte vor einem Austritt Griechenlands aus der Euro-Zone: "Es darf nicht der Eindruck erweckt werden, als wäre Griechenland ein hoffnungsloser Fall."

(jd, mar)
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