Frankfurt/M. Lack, Leder und jede Menge PS

Frankfurt/M. · Trotz Vernunft-Folkore: Auch die IAA 2015 macht Spaß. Ferrari & Co. lassen die Fans nicht im Stich.

Grüne Technik, autonomes Fahren und smarte Car-sharing-Konzepte: So vernünftig wie in diesem Jahr hat sich die IAA noch nie inszeniert. Aber offenbar traut Europas wichtigste Automesse ihren eigenen Trend-Themen nicht. Denn wie keine andere Messe lebt sie von den Träumen ihrer Besucher. Und Elektro-Autos sind nun mal nicht sexy. Also präsentiert die IAA - allen politischen Lippenbekenntnissen der Branche zum Trotz - auch diesmal wieder das, was Besucher in Wahrheit sehen wollen: Lack, Leder und jede Menge PS.

Da ist etwa der neue Bentley Bentayga, den die VW-Luxus-Tochter erstmals enthüllen wird. Es soll der erste SUV im Top-Lusxussegment werden. Offenbar eine Marktlücke: Die Produktion von 2016 ist verkauft. Die Verkaufsargumente von Bentley: Zwölf Zylinder, 600 PS und über 700 Newtonmeter. Eigens für dieses Auto hat VW eine Milliarde Euro in ein Werk südlich von Manchester gepumpt. Ein Auto für alle, die gut 200 000 Euro übrig haben.

Ein paar Meter weiter wird der Ferrari 488 Spider die Herzen höher schlagen lassen: Ein brachial motorisiertes Zweisitzer-Cabrio mit versenkbarer Heckscheibe. Faltbares Hardtop, kurvenfreundlicher Mittelmotor, knapp vier Liter Hubraum aus acht Zylindern, 670 PS. Heißt: In drei Sekunden von 0 auf 100. Die genaue Höchstgeschwindigkeit gibt Ferrari nicht an. "Mehr als 325 km/h", heißt es in Maranello. Das Tempolimit in Italien ist 130.

Einen Glaubenskrieg wird die neue Porsche-911er-Baureihe auslösen. Die Zuffenhausener stellen die röhrenden Saugmotoren komplett auf Turbo-Technik um: Höherer Druck für kleineren Hubraum - der Umwelt zuliebe. Auf der IAA sind die ersten Sechszylinder-Turbo-Boxer mit neuem Konzept zu sehen. Aber leider nicht zu hören.

Ähnlich wie Bentley setzt auch die zweite britische Großmarke auf Luxus im SUV-Segment: Der Jaguar F-Space will offiziell zwar ein "Performance Crossover" sein. Weil aber keiner weiß, was das ist, werden zu dem höhergelegten und wuchtig modellierten Fünftürer wohl trotzdem alle "SUV" sagen. Er soll ein "Sportwagen für die Familie" sein. Klar. Bei bis zu fünf Insassen nebst Campinggepäck braucht man 380 PS einfach.

Der Maybach-Ausflug hat ja nicht so gut geklappt. Weshalb die Stuttgarter gerade an neuen Super-Luxus-Konzepten herumdoktern. Ein Versuch ist das S-Klasse-Cabriolet von Mercedes. Es soll nach Werksversprechen das "komfortabelste Cabrio der Welt" sein. Mit - Achtung - "Kopfraumheizung" und beheizten Armlehnen. 18 Stellmotoren allein für die Klimaanlage. Und einer fürs Vorwärtskommen: 455 PS, 4,6 Liter Hubraum. Damit auch noch etwas Kraft für die beheizten Armlehnen übrig bleibt . . .

(RP)
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