Düsseldorf Kunde soll 70 000 Euro für miese Bewertung bei Amazon zahlen

Düsseldorf · Die Klage eines Händlers gegen einen Kunden, die demnächst vor dem Landgericht Augsburg verhandelt wird, könnte gravierende Folgen für den Handel im Internet haben. Ein Kunde, der über den Internet-Marktplatz Amazon bei einem Händler ein Fliegengitter für das Fenster im Wert von 22,51 Euro bestellt hatte, wurde nun von diesem Händler zur Zahlung von 70 000 Euro Schadenersatz verklagt - wegen einer schlechten Bewertung zum Kauf bei Amazon, berichtete die "Augsburger Allgemeine".

Düsseldorf: Kunde soll 70 000 Euro für miese Bewertung bei Amazon zahlen
Foto: dpa, ud mut stj

Der Kunde hatte bei Amazon wörtlich geschrieben: "In der Anleitung steht ganz klar Mann muss den Innenrahmen messen das ist falsch. Damit wird das ganze zu kurz! Die Ware selbst macht guten Stabilen Eindruck, Der Verkäufer nie wieder!" Daraufhin soll der Verkäufer mit Anzeige gedroht und gefordert haben, die Bewertung zu löschen. Der Kunde berichtete Amazon davon. Daraufhin schloss Amazon den Shop des Händlers - der fordert nun Schadensersatz.

Die Klage klingt absurd, ist aber nicht völlig aussichtslos. "Jeder Händler muss tolerieren, dass er im Netz bewertet wird. Eine negative Bewertung ist eine freie Meinungsäußerung", sagt der Kölner Medienanwalt Christian Solmecke. "Bewertungen im Internet müssen aber wahr sein." Die Aussage über die falsche Bedienungsanleitung könnte womöglich eine unwahre Tatsachenbehauptung darstellen. "Erfolgte die Sperrung aufgrund der Aussage zur Bedienungsanleitung, könnte ein Schadensersatzanspruch gegeben sein", meint Solmecke. Wahrscheinlicher aber sei, dass Amazon den Händler gesperrt hat, weil der Kunde von einer Drohung berichtet hat. Dann müsste die Drohung aber nachgewiesen werden. Wie der Fall ausgeht, ist also abhängig von der Beweisaufnahme.

Klar ist: Kunden müssen bei Bewertungen vorsichtig sein. Immer öfter klagen Händler dagegen. Bewertungen beeinflussen Kaufentscheidungen und bringen oder verhindern damit Umsatz. Solmecke verhandelt solche Fälle mittlerweile täglich. Er rät: "Kunden sollten nie übertreiben oder lästern, nicht beleidigen und keine Schmähkritik üben. Wenn Tatsachen behauptet werden, müssen sie wahr sein. Wer normal und nüchtern bewertet, muss sich keine Sorgen machen."

(RP)
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