Köln Die Küche wird wichtiger als das Auto

Köln · Elf Milliarden Euro Umsatz hat die deutsche Küchenindustrie im vergangenen Jahr erwirtschaftet. Im Trend liegen vor allem barrierefreie Küchen mit hochmoderner Technik - und werden so zum Statussymbol ihrer Besitzer.

Küche ist zum Statussymbol geworden und löst damit das Auto ab
Foto: Schnettler

Die Küche als funktionaler Arbeitsraum, das war einmal. Selbstreinigende Backöfen, in der Höhe verstellbare Arbeitsplatten, Induktionsplatten und Dampfgarer - heutzutage müssen Küchen schon mehr zu bieten haben als Spülmaschine und Elektroherd. Außerdem sollen sie schick sein, damit ihre Besitzer beim nächsten Besuch von Nachbarn und Freunden stolz den neuen Arbeitsbereich präsentieren können.

Die Küche ist zum Statussymbol geworden und hat damit das Auto abgelöst - davon zumindest sind die Hersteller überzeugt. Die Zahlen geben ihnen recht: Rund elf Milliarden Euro Umsatz konnte die deutsche Küchenindustrie im vergangenen Jahr erwirtschaften, das ist ein Plus von sieben Prozent und die Fortsetzung eines bereits seit einigen Jahren andauernden Trends. Das geht aus den neusten Zahlen der Arbeitsgemeinschaft "Die Moderne Küche" (AMK) hervor, die gestern in Köln vorgestellt wurden.

"Gesunde Ernährung und gesundes Kochen sind in den vergangenen Jahren immer mehr zum Lifestyle geworden, und dazu gehört eben auch eine gut ausgestattete, moderne Küche", sagt Kirk Mangels, Geschäftsführer der AMK, die durch 139 Unternehmen aus der Küchenindustrie, darunter Hersteller von Küchenmöbeln und Elektrogeräten, aber auch Dienstleistern, getragen wird. Durch die mediale Präsenz eben solcher Küchen und der dazugehörigen Geräte etwa in Kochshows im Fernsehen steige die Nachfrage - und entsprechend auch die Bereitschaft der Kunden, Geld für die heimische Küche in die Hand zu nehmen: Gaben die Deutschen 2014 noch im Schnitt rund 6000 Euro für eine neue Küche aus, waren es im vergangenen Jahr 6400 Euro. Dass die Küche damit mehr und mehr zum Statussymbol avanciert, hat zuletzt auch eine Umfrage des Zukunftsinstituts im Auftrag von Siemens ergeben, wonach die Küche das Auto als wichtigstes Besitztum abgelöst hat.

Wichtig sind den meisten Kunden dabei vor allem die Aspekte Komfort, Gesundheit und Arbeitserleichterung. "Ein Trend, der schon seit Jahren anhält, ist beispielsweise der Trend zur Wohnküche. Wer eine Küche neu plant, schafft oft einen Durchbruch zum Wohnzimmer, um die beiden Räume miteinander zu verbinden", sagt Mangels. Voll im Trend liege außerdem noch immer die Kücheninsel als Alternative zur Einbau-Arbeitsfläche. Ebenso sei die Küche als barrierefreier Ort ein Thema: Um etwa den Rücken zu schonen, werden Geräte wie der Backofen nicht mehr auf Knie- sondern auf Brusthöhe angebracht. Arbeitsplatten sind in der Höhe verstellbar und können so an die Bedürfnisse aller Nutzer im Haushalt angepasst werden. Für Arbeitserleichterung sorgt derweil der technische Fortschritt etwa mit selbstreinigenden Backöfen, Dunstabzugshauben, an denen man sich nicht mehr den Kopf stößt, oder Einbau-Dampfgarern, die sich perfekt ins Design der gesamten Küche fügen. Dabei werden all solche Geräte nicht nur im Gesamtpaket, sondern auch einzeln gut verkauft, sagt Mangels: "Die Kunden kaufen neue Geräte nicht mehr nur, wenn die alten kaputt sind, sondern auch, wenn es neue Innovationen gibt." Das wecke Begehrlichkeiten für das Statussymbol Küche.

Was den Herstellern außerdem zu guten Zahlen verhilft, ist das Siegel "Made in Germany", denn mit einem Plus von 10,2 Prozent wuchs vor allem der Exportumsatz der deutschen Küchenindustrie auf insgesamt 4,59 Milliarden Euro. Dagegen wuchsen die reinen Inlandsgeschäfte lediglich um 4,9 Prozent auf 6,44 Milliarden Euro Umsatz. "Die Kombination aus Qualität und Bezahlbarkeit deutscher Produkte für die Küche ist ein starkes Argument im Ausland", ist Mangels überzeugt und sieht auch hier einen Trend, der sich fortsetzt.

(lai)
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