Thyssenkrupp Krupp-Stiftung trägt Strategiewechsel mit

Essen · Der Thyssenkrupp-Großaktionär stellt sich hinter die Börsenpläne für die Aufzugsparte. Doch ein Verkauf bleibt eine Option.

In Essen ist das Kuratorium der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung zu seiner ersten Sitzung seit Bekanntgabe des radikalen Strategieschwenks von Thyssenkrupp-Chef Guido Kerkhoff zusammengetroffen. Der Konzernchef hatte als Reaktion auf die drohende Untersagung der geplanten Stahl-Fusion mit Tata Steel durch die EU-Kommission die Aufspaltung des Konzerns beerdigt. Stattdessen will er nun das Aufzuggeschäft an die Börse bringen und so dem klammen Konzern dringend benötigtes Geld in die Kassen spülen. Flankiert wird die Maßnahme von einem massiven Sparprogramm: 6000 Stellen sollen weltweit wegfallen, 4000 davon in Deutschland.

Aus Kuratoriumskreisen hieß es, die Sitzung sei unspektakulär verlaufen. Wichtigster Tagesordnungspunkt sei die Auswahl eines Preisträgers für den Alfried-Krupp-Förderpreis für junge Hochschullehrer 2019 gewesen. Natürlich seien aber auch über die jüngsten Ereignisse bei Thyssenkrupp thematisiert worden. Auf der entscheidenden Aufsichtsratssitzung hatte Kuratoriums-Chefin Ursula Gather bereits Kerkhoffs Plänen zugestimmt. Es habe sich deshalb bei der Sitzung vom Dienstag um eine Informationsveranstaltung gehandelt, hieß es. Gather habe sich den Rückhalt der übrigen Kuratoriumsmitglieder geholt, es habe keinen Widerspruch zu ihrem Abstimmungsverhalten im Aufsichtsrat gegeben. Einige Nachfragen seien behandelt worden.

Neben dem von Kerkhoff favorisierten Börsengang bleibt zudem die Option, dass die Konkurrenz die lukrative Aufzugsparte komplett übernimmt. Thyssenkrupp Elevator gilt als Ertragsperle und übertrifft mit einem geschätzten Wert von bis zu 15 Milliarden Euro den heutigen Marktwert von Thyssenkrupp deutlich. In Finanzkreisen heißt es, dass derzeit mehrere Wettbewerber auf einen Direktverkauf der Aufzugsparte hinarbeiteten. Die Rede ist von bis zu sechs Parteien, die derzeit ein Angebotsschreiben (offer letter) vorbereiteten. Bei den Interessenten solle es sich um sogenannte Hybridbieter handeln – also Wettbewerber, die sich mit Finanzinvestoren zusammenschließen. Damit würden dann auch eventuelle Bedenken der Wettbewerbshüter, dass der Markt durch einen solchen Verkauf beschädigt werden könne, umgangen. Eine Thyssenkrupp-Sprecherin erklärte auf Anfrage: „Uns liegen keine Angebote vor.“ Der Konzern habe vom Aufsichtsrat das Votum zur Umsetzung der neuen Strategie erhalten. Diese beinhalte unter anderem den Börsengang der Aufzugsparte, der werde derzeit vorbereitet.

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