Paris Krisengipfel: Merkel trifft Sarkozy

Paris · Am Dienstag reist die Bundeskanzlerin nach Paris. Die Diskussionen über die Kreditwürdigkeit Frankreichs und die Kursabstürze der Banken nach teils abenteuerlichen Spekulationen haben die Regierungschefs zum Handeln veranlasst. Der Plan: die wirtschaftspolitische Steuerung der Eurozone.

Eigentlich hatte Nicolas Sarkozy genau dies vermeiden wollen – dass die Märkte eine Unterbrechung seines Urlaubs fehlinterpretieren und überhitzt reagieren könnten. In der Zwickmühle zwischen "Gelassenheit bewahren" und "Handlungsfähigkeit demonstrieren" kehrte Frankreichs Staatschef letzten Endes doch vom Mittelmeer-Strand in die Hauptstadt zurück und berief kurzfristig eine Krisensitzung im Elysée-Palast ein. Und nächste Woche gibt es sogar ein Krisentreffen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel. Die CDU-Politikerin reist am Dienstag nach Paris, wo die beiden über die wirtschaftspolitische Steuerung der Eurozone reden wollen. Dafür solle es "gemeinsame Vorschläge" geben, hieß es gestern in Paris. Ergebnisse sollen noch vor Ende des Sommers vorgelegt werden.

Die Krise hat alle erschreckt. Am Mittwoch waren kurz nach Sarkozys Rückkehr aus dem Urlaub die Börsenkurse gepurzelt. Die Aktien europäischer Finanzinstitute, allen voran der französischen Bank Société Générale, brachen massiv ein und zogen andere Titel mit nach unten. Gestern setzte sich der Niedergang nach kurzzeitiger Erholung an der Pariser Börse bis zum Nachmittag fort, ehe die Kurse sich insgesamt erholten.

Es war indes nicht allein die Sorge um Frankreichs Kreditwürdigkeit, die die dramatischen Kurseinbrüche auslöste. "Die Ursachen sind vielschichtig", sagt etwa der Wirtschaftsexperte Philippe Dessertine. Er verweist darauf, dass an den Märkten das Misstrauen schon seit Tagen wachse. Die Nervosität sei so hoch, dass alles auf fruchtbaren Boden falle, sagt auch ein anderer Börsianer. So kursierten auch Gerüchte, wonach die Großbank Société Générale in Schwierigkeiten sei. Letzeres hatte die britische "Mail on Sunday" berichtet und geschrieben, die Bank stünde "möglicherweise am Rande des Abgrunds". Inzwischen hat die Zeitung diese Aussage widerrufen und sich bei der Bank für den "fehlerhaften" Artikel sowie die daraus entstandenen "Unannehmlichkeiten" entschuldigt. Die Société Générale selbst beauftragte die französische Börsenaufsicht AMF mit Ermittlungen, um den Ursprung der Falschinformationen zu suchen. Sie dementierte "kategorisch und aufs heftigste die Marktgerüchte, die vollkommen unbegründet" seien.

Doch trotz des energischen Dementis sorgen sich Analysten offenbar um das starke Engagement der französischen Banken in Griechenland. Neben dem hohen Bestand an Staatsanleihen gehört der Société Générale die griechische Bank Geniki und leidet unter deren faulen Krediten. Für zusätzliche Unruhe sorgt die Nachricht, dass beim zweiten Rettungspaket für Griechenland auch Staatsanleihen im Besitz von Banken in die Umtauschaktion einbezogen werden könnten, die später als 2020 fällig sind. Für einige Finanzinstitute würde dies höhere Abschreibungen bedeuten. Société Générale erklärte dazu, man habe keine griechischen Anleihen, die länger als 2020 liefen.

Einige Beobachter machten Spekulanten dafür verantwortlich, Gerüchte über vermeintliche Probleme der französischen Banken und den angeblich drohenden Verlust der französischen Kreditwürdigkeit ins Leben gerufen zu haben. Das kurzfristige Krisentreffen im Elysée-Palast am Mittwoch hat nach Ansicht von Beobachtern zusätzlich Öl ins Feuer gegossen, wenngleich die französische Regierung betonte, es habe sich um nichts anderes als ein Arbeitstreffen gehandelt. Sie erinnerte zudem daran, dass alle drei großen Ratingagenturen Standard & Poor's, Fitch und Moody's an der "AAA"-Bewertung Frankreichs festhalten. Dennoch hat die Pariser Regierung zugesagt, in den kommenden zwei Wochen Vorschläge auszuarbeiten, um das Defizit im Haushalt für 2012 weiter zu senken.

(RP)
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