Itzehoe Krisenfirma Prokon will Anlegergeld vorerst behalten

Itzehoe · Mit widersprüchlichen Signalen ist das Windenergieunternehmen Prokon in das letzte Wochenende vor der an sich ab Montag angedrohten Insolvenz gegangen. Einerseits entschuldigte sich Vorstandschef Carsten Rodbertus bei den Anlegern dafür, dass er ihnen bis Montag eine Frist gesetzt hatte, zu erklären, ob sie ihr Kapital nun im Unternehmen lassen oder zurückhaben wollen. "Wir bitten Sie ausdrücklich um Entschuldigung, wenn Sie sich durch unser Schreiben vom 10.01.2014 angegriffen oder gar bedroht gefühlt haben sollten", schreibt er auf der Internetseite des Unternehmens.

Andererseits droht Rodbertus den Anlegern an, dass sie ihr Geld auch bei einer Kündigung von Genussscheinen erst einmal nicht zurückbekommen. "Tatsächlich können wir in der jetzigen Situation keinerlei Rückzahlungen oder Zinsauszahlungen vornehmen", teilte er in dem Schreiben an die rund 75 000 Anleger mit.

Im Falle einer Pleite würden Auszahlungen vom Insolvenzverwalter ohnehin zurückgefordert. Bis gestern Mittag hatten die Anleger bereits rund 227 Millionen Euro und damit 16 Prozent des Genussrechtskapitals in Höhe von 1,4 Milliarden gekündigt, wie die Firma mitteilte. Eine Insolvenz sei aber nur vermeidbar, wenn mindestens 95 Prozent des Kapitals bis Ende Oktober im Unternehmen bleiben.

An sich müsste Prokon damit nach eigener Darstellung sehr bald den Insolvenzantrag stellen. Grund wären die anhaltend hohen Verluste. Außerdem hat sich Prokon unklug finanziert: Weil ein großer Teil der eingezahlten Genussscheine schnell kündbar ist, droht immer der Untergang bei vielen Kündigungen von Genussscheinen.

(RP)
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