Bericht von Interpol Kriminelle Energie bei Emissionsrechten nimmt zu

Lyon/Paris · Kriminalität macht auch vor Umweltschutz nicht Halt. Der Handel mit Emissionsrechten wird zunehmend zur Zielscheibe illegaler Machenschaften. Interpol schlägt nun in einem Bericht Alarm.

Eiltempo: Merkels Fahrplan zur Energiewende
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Foto: dapd

Eigentlich soll der Handel mit Emissionsrechten Treibhausgase eindämmen und dem Umweltschutz dienen. Doch kriminelle Machenschaften und zwielichtige Finanzoperationen bringen den weltweiten Markt zunehmend in Verruf. Die internationale Polizeibehörde Interpol schlägt deswegen in einem in Lyon veröffentlichten Report Alarm.

"Die Absichten wohlwollender Investoren werden von Kriminellen und Trickbetrügern ausgenutzt", sagte Interpol-Sprecher Davyth Stewart der Nachrichtenagentur dpa. Nötig seien deshalb auf globaler Ebene mehr übergreifende Überwachung und entsprechende Regulierungen im Emissionsrechte-Handel.

Seit 1997 verpflichtet das internationale Umweltabkommen des Kyoto-Protokolls die teilnehmenden Länder zum Abbau schädlicher Treibhausgase. Dafür wurde die Ausstoßmenge über Rechte begrenzt, die an Länder und Unternehmen vergeben werden. Mit diesen sogenannten Units können die Besitzer auch handeln. Wer für den Ausstoß von Kohlendioxid (CO2) zusätzliche Rechte braucht, kann diese von einem anderen Unternehmen erwerben, das die Rechte nicht benötigt. Eine Unit entspricht einer Tonne ausgestoßenem CO2.

Das Karussell von Kauf und Verkauf dreht sich beim Handel mit Emissionsrechten so schnell, dass laut Interpol immer mehr illegale Machenschaften darin versteckt werden können. Für den rasant wachsenden Markt gebe die Weltbank ein Volumen von 176 Milliarden US-Dollar (132 Milliarden Euro) im Jahr 2011 an.

Der Emissionshandel mit seinen wertvollen immaterielle Rechten wird deshalb verstärkt zum Ziel krimineller Angriffe, wie Interpol berichtet. So klauen Hacker Daten aus Firmennetzwerken und verschaffen sich Zugang zu den wertvollen Emissionsrechten. Die Units werden dann nach den Polizeierkenntnissen doppelt verkauft, teilweise existieren sie nicht einmal. Mitunter werden Messungen, die der Zuteilung von Emissionsrechten vorausgehen, manipuliert. Auch Geldwäsche und Steuerhinterziehung bahnen sich Interpol zufolge in den Verstrickungen des intransparenten Marktes ihren Weg.

Von 2009 bis 2010 büßten etwa australische Anleger laut Bericht 3,2 Millionen US-Dollar ein, nachdem eine Investmentfirma unter falschen Vorzeichen hohe Renditen auf Emissionsrechte versprochen hatte. Im selben Jahr verlor Holcim, der zweitgrößte Zementhersteller der Welt, nach einer Hackerattacke 1,6 Millionen Units für CO2-Emissionsrechte. Der Diebstahl konnte zwar aufgeklärt werden.

Doch je nachdem, in welches Land die Rechte illegal weiterverkauft wurden, konnten sie nicht mehr problemlos an das Unternehmen zurückgeführt werden.

(dpa)
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