Kriegsfolgen IWF warnt vor langsamerem Wirtschaftswachstum weltweit

Washington · Kriegssorgen lassen die Zuversicht der Verbraucher schwinden. Das ist einer der Faktoren, die IWF-Chefin Georgieva bei ihrer Einschätzung der Weltlage nennt. Wegen der Sanktionen drohe Russland eine „tiefe Rezession“.

 Kristalina Georgieva, geschäftsführende Direktorin des Internationalen Währungsfonds, im Mai 2021 in Paris (Archivfoto).

Kristalina Georgieva, geschäftsführende Direktorin des Internationalen Währungsfonds, im Mai 2021 in Paris (Archivfoto).

Foto: dpa/Ludovic Marin

 Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat wegen des Ukraine-Kriegs vor einem langsameren Wirtschaftswachstum weltweit gewarnt. IWF-Chefin Kristalina Georgieva verwies am Donnerstag unter anderem auf steigende Preise für Lebensmittel und Energie. Die Corona-Pandemie sei bereits eine "Krise wie keine andere" gewesen, nun betrete die Weltwirtschaft mit dem Krieg in Europa "noch schockierenderes Terrain".

Georgieva rechnet wegen der Sanktionen gegen Russland mit einer "brutalen Schrumpfung der russischen Wirtschaft" und einer "tiefen Rezession". Russland drohe eine massive Abwertung der Währung, die die Inflation in die Höhe treibt. Der Lebensstandard der meisten Russen werde sinken.

Es sei "nicht mehr unwahrscheinlich", dass Moskau seine Auslandsschulden nicht mehr bedienen könne. Dies liege jedoch nicht an fehlenden Mitteln, sondern daran, dass der Kreml wegen der westlichen Sanktionen keinen Zugriff mehr auf seine üppigen Devisenreserven hat.

"Die Auswirkungen auf die Nachbarländer sind ebenfalls erheblich", warnte Georgieva mit Blick auf Zentralasien, Moldawien und die baltischen Staaten. Diese hätten enge wirtschaftliche Beziehungen zu Russland und der Ukraine.

Über die Region hinaus gebe es "in vielen Teilen der Welt Anlass zu ernster Besorgnis", sagte Georgieva weiter. "Besonders gefährlich ist es für Familien, die in Armut leben und für die Lebensmittel und Treibstoff den größten Teil ihrer Ausgaben ausmachen."

Zudem würde wegen der Kriegssorgen der Welthandel zurückgehen und die Zuversicht der Verbraucher schwinden. Dies könnte dem IWF zufolge dazu führen, dass die Zinsen schneller steigen als erwartet, was wiederum hochverschuldete Entwicklungsländer am stärksten treffen würde.

Wie stark der IWF seine Prognose für das Weltwirtschaftswachstum senken werde, wollte Georgieva am Donnerstag nicht sagen. Der IWF hatte seine Prognose für dieses Jahr vor dem Krieg bereits von 4,9 auf 4,4 Prozent gesenkt.

Wegen des Kriegs hatte der IWF der ukrainischen Regierung am Mittwoch Hilfszahlungen in Höhe von 1,4 Milliarden Dollar (1,3 Milliarden Euro) genehmigt. Der Wirtschaftsberater des ukrainischen Präsidenten, Oleg Ustenko, hatte die durch den russischen Angriffskrieg verursachten Schäden am Donnerstag jedoch auf 100 Milliarden Dollar geschätzt.

(peng/AFP)
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