270 Millionen Euro Krankenversicherungen machen zu Jahresbeginn Minus

Berlin · Die gesetzliche Krankenversicherung hat in den ersten drei Monaten erstmals seit Jahren wieder ein Defizit eingefahren. Wie das Gesundheitsministerium am Donnerstag mitteilte, lagen die Ausgaben um 270 Millionen Euro über den Einnahmen.

Das ist Hermann Gröhe
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Foto: dpa, Maurizio Gambarini

Laut Ressortchef Hermann Gröhe ist das Minus vor allem auf Prämien zurückzuführen, die die Kassen an ihre Mitglieder ausgezahlt haben. Die Kassen rüsten sich gleichwohl für schwerere Zeiten. In den ersten drei Monaten des vergangenen Jahres stand noch ein Überschuss von rund 850 Millionen Euro. Das gesamte Jahr schlossen sie mit einem Plus von 1,7 Milliarden Euro ab. Die letzten roten Zahlen in einem ersten Quartal erzielte die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) 2008. Für ein gesamtes Jahr fuhren die Kassen zuletzt 2010 ein Defizit ein. Nach Ansicht des ihres Spitzenverbands wird dies mit rund 1,5 Milliarden Euro am Ende diesen Jahres wieder der Fall sein. Genauere Prognosen stehen im Herbst an.

Laut Gröhe zahlten die Kassen im ersten 236 Millionen Euro an ihre Mitglieder zurück, um sie an der wirtschaftlichen Entwicklung teilhaben zu lassen. Außerdem seien 55 Millionen Euro in freiwillige Leistungen geflossen, etwa für professionelle Zahnreinigungen oder Reha-Leistungen. Gröhe betonte, ohne die Sonderleistungen hätten die Kassen im ersten Quartal einen Überschuss erzielt. Dies zeige, dass die Spielräume "viel höher sind als vielfach behauptet wird". In der Tat waren die Ausschüttungen an die Versicherten von der Politik gewollt. Gröhes Vorgänger Daniel Bahr hatte die Kassen bei fast jeder Gelegenheit dazu gedrängt.

Nach Ansicht von Kassenvertretern zeichnet sich jedoch ab, dass die Zeit der hohen Überschüsse vorbei ist. "Seit Gründung des Gesundheitsfonds ist es erstmals so, dass die Kassen ein erstes Quartal im Minus abgeschlossen haben", sagte Verbandssprecher Florian Lanz. Vor allem die steigenden Ausgaben bereiten den Krankenkassen Sorgen. Zu Jahresbeginn wuchsen sie um 5,3 Prozent. Besonders hoch war der Anstieg mit 8,4 Prozent bei den Arzneien, was vor allem auf geringere Rabatte der Hersteller zurückgeht. Für Klinikbehandlungen wurden 5,1 Prozent mehr ausgegeben, für Arztbehandlungen 3,8 Prozent und für Krankengeld 6,6 Prozent.

Nach wie vor verfügt die GKV aus den vergangenen Jahren aber über Reserven. Seit dem Jahreswechsel sanken diese von 30,1 Milliarden auf rund 27,7 Milliarden Euro. 16,5 Milliarden Euro entfallen dabei auf die 130 Kassen, 11,2 Milliarden Euro hortet der Gesundheitsfonds. Die Vorsitzende des GKV-Spitzenverbands, Doris Pfeiffer, machte am Mittwoch bereits deutlich, dass die Kassen wegen diverser Risiken bei der Festsetzung ihres Beitragssatzes für das kommende Jahr eher vorsichtig kalkulieren werden. Im Schnitt werde es daher für die Versicherten im Zuge der jüngst beschlossenen Finanzreform 2015 nicht wie von der Regierung in Aussicht gestellt billiger werden, sondern die Belastung eher auf dem jetzigen Niveau liegen. Zwar sinkt der allgemeine Beitragssatz auf 14,6 von bislang 15,5 Prozent. Die Kassen seien jedoch gezwungen, flächendeckend einen neuen prozentualen Zusatzbeitrag zu erheben.

(REU)
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