Medienbericht Krankenkassen droht 2020 Minus von 14 Milliarden Euro

Berlin · Den gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland droht unter anderem wegen der Corona-Krise laut einem Bericht des Berliner „Tagesspiegel“ im laufenden Jahr ein Minus von 14,1 bis 14,6 Milliarden Euro. Sie fordern nun eine erhöhte Bezuschussung des Bundes.

 Zwei Krankenkassenkarten von gesetzlichen Versicherungen.

Zwei Krankenkassenkarten von gesetzlichen Versicherungen.

Foto: dpa-tmn/Alexander Heinl

Grund seien sinkende Beitragseinnahmen bei zugleich deutlich steigenden Kosten, berichtete das Blatt am Montag. Vor einer Telefonkonferenz mit Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) am Montagnachmittag forderten die Kassen daher eine deutliche Erhöhung des Bundeszuschusses.

Der „Tagesspiegel“ berief sich auf interne Schätzungen der Kassen. Wenn der Bund nicht einspringe, müsse der durchschnittliche Zusatzbeitrag der Versicherten von derzeit 1,1 Prozent auf bis zu 2,2 Prozent verdoppelt werden, hieß es.

Für das kommende Jahr seien wegen einer vermutlich höheren Arbeitslosigkeit sowie Nachholeffekten bei Behandlungen in Krankenhäusern weitere Finanzprobleme zu erwarten. Ein Teil des Minus entfällt allerdings dem Bericht zufolge auf die Auswirkungen gesetzlicher Neuregelungen, die nichts mit der Corona-Pandemie zu tun haben.

Die Behandlung von Corona-Infizierten wird dem Bericht zufolge für das laufende Jahr mit 1,3 Milliarden Euro zusätzlich veranschlagt, weitere 3,3 Milliarden Euro entfielen auf höhere Pflegeentgelte, 1,6 Milliarden Euro auf Corona-Tests und bis zu 1,2 Milliarden Euro auf den Verzicht auf die Prüfung von Krankenhausrechnungen.

Dem stünden allerdings Milliardeneinsparungen durch das Herunterfahren des sonstigen Gesundheitsbetriebs gegenüber, hieß es. Hauptursachen für die Finanznöte der Kassen seien daher weniger die direkt mit der Pandemie verknüpften Ausgaben als die Beitragseinbußen wegen der durch sie ausgelösten Wirtschaftskrise und die finanziellen Folgen der bereits zuvor beschlossenen Reformen im Gesundheitsbereich, deren Ausmaß unterschätzt worden sei.

Vor einem Defizit der Kassen von sogar mehr als 20 Milliarden Euro warnte der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch. „In jedem Pandemie-Monat zahlen die Krankenkassen allein über drei Milliarden Euro Ausfallgeld an die Krankenhäuser“, sagte Brysch der Nachrichtenagentur AFP. Auch wenn das Krankenhausentlastungsgesetz von Ende März dafür 8,5 Milliarden Euro Beitragsgelder bereithalte, sei dieser finanzielle Schutzschirm bereits aufgebraucht.

Brysch forderte für die rund 1900 Krankenhäuser in Deutschland „einen verbindlichen Infektionsgrundschutz und ein lückenloses Patienten-Monitoring“. Dabei dürfe nicht allein zwischen Infizierten und Nicht-Infizierten unterschieden werden, sondern es müssten grundsätzlich auch jene Patienten getrennt untergebracht werden, „bei denen der Infektionsstatus ungeklärt ist“.

(ala/AFP)
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