Düsseldorf Konzern-Aufseher streiten immer öfter

Düsseldorf · Der Streit bei Metro bestätigt einen Trend in den Konzernen: Die Zeit der Aufsichtsratschefs als alleinigen Strippenziehern im Hintergrund ist vorbei. Immer unüberschaubarer werden Machtkämpfe in den großen Unternehmen. "Es ist schwerer für Aufsichtsratschefs geworden, weil sie eine Reihe an Interessen und manchmal auch mehrere Eigentümergruppen miteinander abstimmen müssen", sagt Jella Benner-Heinacher, Geschäftsführerin der Aktionärsvereinigung DSW, "ohne hundertprozentige Rückendeckung können sich dann am Ende weder Chef noch Oberaufseher halten."

Bei RWE, Deutscher Bank und teilweise Telekom zeigt sich, wohin die Reise geht: So gelang es RWE-Oberaufseher Manfred Schneider seinen Wunschkandidaten Peter Terium als neuen Vorstandschef ab Sommer nur durchzusetzen, indem Schneider mit seinem eigenem Rücktritt für den Fall einer Niederlage drohte. Die von den Kommunen entsandten Aufseher hatten mit Rolf-Martin Schmitz einen eigenen Kandidaten aufgestellt.

Bei der Deutschen Bank versuchte erst vor zwei Jahren Aufsichtsratschef Clemens Börsig, sich selber zum Vorstandschef und Nachfolger von Josef Ackermann zu machen. Das ging schief, Ackermann verlängerte seinen Vertrag und schlug zurück: Über die Medien und über Aufsichtsräte , die ihm nahestehen, zwang er nach wochenlangem Gezerre Börsig zum "freiwilligen Rücktritt" im nächsten Sommer, um ihn dann beerben.

Bei der Deutschen Telekom muss der Oberaufseher sich stark mit dem Bund als Hauptaktionär und auch der mächtigen Gewerkschaft Verdi abstimmen. Ein Ergebnis: Schon zweimal zogen weibliche Kandidaten ihr Interesse an Vorstandsposten zurück, weil ihre Kandidatur in der Öffentlichkeit zerredet wurde.

(RP)
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