Konjunkturabkühlung Deutsche Wirtschaft legte 2018 nur um 1,5 Prozent zu

Berlin · „Nur“ 1,5 Prozent Wachstum für die deutsche Wirtschaft im vergangenen Jahr. Das ist der niedrigste Wert seit 2013. Und doch hat der deutsche Staatshaushalt vor allen wegen niedriger Zinskosten einen Rekordüberschuss erzielt.

Konjunktur: Deutsche Wirtschaft legte 2018 nur um 1,5 Prozent zu
Foto: dpa/Carmen Jaspersen

Die deutsche Wirtschaft ist 2018 so langsam gewachsen wie seit fünf Jahren nicht mehr. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) stieg um 1,5 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag in Berlin mitteilte. Ökonomen hatten dies im Schnitt genauso erwartet. Es ist das neunte Wachstumsjahr in Folge. "Nach einem schwungvollen ersten Halbjahr und einer Delle im dritten Quartal gab es zum Jahresende Anzeichen einer leichten Erholung der deutschen Wirtschaft."

Die gute Konjunktur macht sich auch positiv im Staatshaushalt bemerkbar: Bund, Länder, Kommunen und Sozialversicherung nahmen zusammen 59,2 Milliarden Euro mehr ein als sie ausgaben. Einen so hohen Überschuss hat es noch nicht gegeben. Es ist bereits das fünfte Jahr in Folge mit schwarzen Zahlen.

Allerdings gab es zuletzt Sorgen, Deutschland könnte Ende 2018 in eine sogenannte technische Rezession gerutscht sein. Von einem solchen Fall sprechen Experten, wenn das BIP zwei Quartale in Folge sinkt. Dies hatte es zuletzt zum Jahreswechsel 2012/13 gegeben. "Aber es scheint zumindest, als ob wir im vierten Quartal noch Wachstum gesehen haben", sagte Chefökonom Uwe Burkert von der Landesbank LBBW. "Steuersenkungen und öffentliche Investitionen sind jetzt das Gebot der Stunde." Im vorigen Sommer war die Wirtschaft - vor allem wegen der schwächelnden Autobranche - um 0,2 Prozent geschrumpft und damit erstmals seit über drei Jahren.

Die gesamte Wirtschaft hatte 2016 und 2017 noch um jeweils 2,2 Prozent zugelegt. Im vergangenen Jahr sorgte die Inlandsnachfrage mit dem boomenden Arbeitsmarkt zwar für viel Schwung. Allerdings bekommt die exportorientierte Industrie die Abkühlung der globalen Konjunktur zu spüren. Risiken sind vor allem der Handelsstreit mit den USA und die Gefahr eines ungeregelten EU-Austritts Großbritanniens. Jüngste Daten vom Export und der Industrie schürten die Sorgen, dass das Wachstum in diesem Jahr spürbar geringer ausfallen könnte als 2018. So rechnen die Forscher vom Münchner Ifo-Institut für das laufende Jahr damit, dass die Konjunktur nur um 1,1 Prozent anzieht.

(felt/Reuters)
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