Kommentar zum Exporteinbruch Ungewohnte Wirtschaftsschwäche

Meinung | Düsseldorf · Der Wirtschaftsabschwung in Deutschland ist kein Drama. Er könnte gefährlich werden, wenn die Politik die falschen Schlüsse daraus zieht, meint unser Autor.

 Containergüter werden am chinesischen Hafen Qindao verladen. Das schwächere chinesische Wachstum hinterlässt auch in Deutschland Bremsspuren.

Containergüter werden am chinesischen Hafen Qindao verladen. Das schwächere chinesische Wachstum hinterlässt auch in Deutschland Bremsspuren.

Foto: dpa/Yu Fangping

Deutschland hat die Finanzkrise von 2009 so gut überstanden, dass die meisten Menschen hierzulande glauben, Wirtschaftseinbrüche gehören der Vergangenheit an. Die Produktion erreichte neue Rekordhöhen, die Staatshaushalte wurden saniert, und auf dem Arbeitsmarkt herrschte in vielen Teilen des Landes Vollbeschäftigung. Viele fühlten sich an das Wirtschaftswunder der 50er und 60er Jahre erinnert.

Doch in der Wirtschaft ist nichts von Dauer. Und auch nach einem lang anhaltenden Aufschwung gibt es irgendwann einen Einbruch. Das ist das kapitalistische Bewegungsgesetz oder, wenn es so freundlicher klingt, der normale Gang der Konjunktur.

Für Panik besteht kein Anlass, zumal die Rezession noch gar nicht eingetreten ist. Die deutsche Wirtschaft wächst zwar kaum noch, die Exporte stagnieren, aber eine Kontraktion der Wirtschaftsleistung mit Entlassungen steht derzeit nicht an. Trotzdem geht es jetzt darum, auf die derzeitige Schwäche der Wirtschaft klug zu reagieren. Die Zeit für kostspielige Renten- und Sozialausgaben ist erst einmal vorbei. Aber die „Schwarze Null“ sollte bei Minuszinsen kein Dogma mehr sein. Für sinnvolle Investitionen in Breitband, Bildung und Bahn sollte Geld vorhanden sein – notfalls über eine erhöhte Kreditaufnahme. Hier hat Deutschland einen hohen Nachholbedarf. Passiert nichts, dürfte unser Land im internationalen Wettbewerb gegenüber den USA, Nordeuropa oder Asien zurückfallen.

Das zweite Problem sind die Unternehmen, den offenbar nicht genügend einfällt, was sie in Deutschlands produzieren könnten. Deshalb legen sie ihre Gewinne lieber im Ausland an – und verursachen damit die von den USA so hart kritisierten Exportüberschüsse. Sie könnten stattdessen an der digitalen Modernisierung Deutschlands stärker mitwirken. Es gibt also viel zu tun. Packen wir’s an.

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