Vor Beginn der Klimakonferenz COP 27 Die Macht des Marktes für das Klima nutzen

Meinung | Düsseldorf · Der Krieg ist eine schlechte Zeit für den Klimaschutz, dabei ist er wichtiger denn je. Peinlich, dass die Industrieländer mit gebrochenem Versprechen nach Ägypten fahren. Umso wichtiger, dort eine Botschaft zu platzieren.

 Kenia kämpfte in diesem Jahr mit der dritten Dürre innerhalb eines Jahrzehnts.

Kenia kämpfte in diesem Jahr mit der dritten Dürre innerhalb eines Jahrzehnts.

Foto: dpa/Dong Jianghui

Zum 27. Mal treffen sich die Vertreter der Staaten zum Klimagipfel - in einer Zeit, in der der Klimaschutz einen besonders schweren Stand hat. Das Ziel, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, scheint kaum noch zu schaffen. Anstatt den Ausstieg aus den fossilen Energien voranzutreiben, fahren viele Staaten wegen des russischen Krieges und der Energiekrise alte Kohlekraftwerke wieder hoch. Energiepolitisch verständlich, um die nächsten Winter zu überstehen, klimapolitisch aber ein Problem. Russland und China haben sich aus dem gemeinsamen Kampf gegen die Erderwärmung weitgehend verabschiedet.

Aber auch der Westen kommt mit einem gebrochenen Versprechen nach Ägypten: Eigentlich wollten die Industriestaaten ärmere Länder beim Klimaschutz mit 100 Milliarden Dollar unterstützen, doch das Geld brachten sie nicht zusammen. Das ist schon peinlich, weil die Industrieländer für die meisten Emissionen verantwortlich sind, der Süden aber die schlimmsten Folgen von Dürre und Überschwemmungen zu tragen hat.

Es wird Zeit, die Macht der Marktwirtschaft für das Klima zu nutzen. Ökonomen mahnen seit langem, dass Klimainvestitionen in Ländern mit wenig Klimaschutz den größten Nutzen bringen, wohingegen die Einsparung der letzten Tonne Kohlendioxid am teuersten ist. Die Industrieländer wären also gut beraten, ihre Zusagen gegenüber dem armen Süden einzuhalten.

Auch in vielen Unternehmen war Klimaschutz lange belächelt worden. Doch seit Investoren Nachhaltigkeit als zentrales Anlagekriterium festschreiben, läuft es plötzlich. Seit immer mehr Fonds und Versicherungen nicht mehr in Unternehmen mit Kohle-Aktivitäten investieren, suchen diese nach Alternativen und finden sie auch. Grünstrom-Innovationen wie Solar-Paneelen und Speicher sind Kinder des Kapitalismus, nicht der Planwirtschaft.

Marktwirtschaft ist – anders als viele Klimaschützer meinen, die auf stumpfe Verbote setzen – nicht Teil des Klimaproblems, sie ist ihre Lösung. Diese Botschaft in Ägypten kraftvoll zu platzieren, würde dem Kanzler der viertgrößten Volkswirtschaft gut anstehen.

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