Konzern prüft Erhalt des Hambacher Forsts Kohleausstieg bedroht 2700 Jobs bei RWE

Essen · Beim Energieversorger könnte jede vierte Stelle wegfallen. RWE schließt aber Kündigungen bis zum Jahr 2024 aus und fordert Milliarden-Entschädigung für die Kraftwerke.

 Dampf steigt aus dem RWE-Braunkohle Kraftwerk Neurath II.

Dampf steigt aus dem RWE-Braunkohle Kraftwerk Neurath II.

Foto: dpa/Oliver Berg

Der RWE-Konzern will sich der Empfehlung der Kohlekommission fügen und prüft nun, den umkämpften Hambacher Forst stehen zu lassen. „Wir werden prüfen, was technisch mit Blick auf Standsicherheit, Rekultivierung und Wasserwirtschaft möglich ist“, sagte RWE-Chef Rolf Martin Schmitz bei der Vorstellung der Bilanz für 2018. Dazu bedürfe es aber einer grundlegend neuen Braunkohle-Planung. So müssten Millionen Tonne Erde und Tausende Lastwagen für die neue Rekultivierung bewegt werden. „Wirtschaftlich und betriebswirtschaftlich sinnvoll wäre das nicht, aber Symbole haben eben ihren Preis“, so Schmitz.

Derzeit gilt im Hambacher Forst ein Rodungsstopp und RWE fährt den Tagebau im Streckbetrieb. Bis Herbst 2020 rodet der Konzern nicht mehr, das hat er dem Land zugesagt. Ohne neue Rodungen reicht der Tagebau noch für drei Jahre. Bis dahin sollte es eine Einigung mit der Bundesregierung geben. Am Vortag war Schmitz erstmals zu Gesprächen mit der Bundesregierung zusammengekommen, um über Details des Kohleausstiegs zu sprechen.

RWE soll der Ausstieg als erstes treffen: „Uns ist klar, dass RWE den Löwenanteil der rund drei Gigawatt, die allein in der Braunkohle bis 2023 vom Netz sollen, schultern soll“, sagte Schmitz. Das könnte 2700 der 10.000 Braunkohle-Arbeitsplätze bei RWE treffen. Allein im Hambacher Forst sind 1400 Mitarbeiter tätig. Um den Mitarbeitern mehr Sicherheit zu geben, verlängert RWE den Beschäftigungssicherungsvertrag Switch bis Ende 2024. Damit sind betriebsbedingte Kündigungen in Deutschland ausgeschlossen. Der Abbau muss sozialverträglich und auf Kosten der Steuerzahler erfolgen.

 RWE-Chef Rolf Martin Schmitz.

RWE-Chef Rolf Martin Schmitz.

Foto: dpa/Ina Fassbender

Zugleich machte Schmitz ein Preisschild an seine Kraftwerke: RWE fordert 1,2 bis 1,5 Milliarden Euro je Gigawatt Kraftwerkskapazität, die der Konzern auf Wunsch der Politik vorzeitig stilllegen soll. Das sei doppelt so viel wie in der Vergangenheit, liegen wegen der Eingriffe in den Braunkohleverbund aber auf der Hand. „Weder die Beschäftigten noch RWE dürfen die Leidtragenden politischer Entscheidungen sein.“

Die Bilanz von RWE war dagegen fast Nebensache. Der Gewinn (Ebitda) sank um 28 Prozent auf 1,5 Milliarden Euro. In diesem Jahr soll er noch weiter runtergehen.

Um die Aktionäre bei Laune zu halten, soll die Dividende für 2018 auf 70 Cent je Aktie steigen. 2017 hattes es 50 Cent plus ein Euro Sonderdividende gegeben. Insgesamt schüttet RWE damit 85 Millionen Euro an die Kommunen aus, die 20 Prozent der RWE-Aktien halten.

Nach der Übernahme der Ökostromgeschäfte von Eon und Innogy wird RWE der drittgrößte Ökostromanbieter in Europa.

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