Köln Kölner Hauptsitz vor Aus: Verdi droht Lufthansa mit Streik

Köln · Die Gewerkschaft will gegen die Fluggesellschaft mobilisieren. Die NRW-Regierung kritisiert die Lufthansa-Kommunikation.

Weil die Lufthansa anders als zugesagt jetzt doch die Hauptverwaltung in Köln schließen will, droht die Gewerkschaft Verdi der Fluggesellschaft mit Streik: "Wir werden den anstehenden Abbau von Arbeitsplätzen mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln bekämpfen", sagte gestern Verdi-Vorstandsmitglied Christine Behle. Dabei betonte sie ausdrücklich die Möglichkeit eines Streiks.

Die Lufthansa hat am Dienstagabend die Schließung der Hauptverwaltung am Stammsitz in Köln innerhalb der nächsten vier Jahre angekündigt. Davon sind knapp 400 Mitarbeiter betroffen. Außerdem prüft der Konzern die Verlagerung der bislang in Köln ansässigen Regionaltochter "Cityline" mit weiteren 300 Mitarbeitern nach München. Damit verliert Köln faktisch den bisherigen Hauptsitz des Konzerns an Frankfurt, wo die Lufthansa ihren Heimatflughafen hat und bereits den Großteil der Verwaltungsfunktionen bündelt.

Für Verärgerung sorgte die Ankündigung gestern auch bei NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin: "Die Entscheidung ist bedauerlich und lässt frühere Bekenntnisse der Lufthansa in einem schiefen Licht erscheinen." Damit kritisiert Duin die Kommunikationspolitik des Konzerns: Im Mai 2012 hatte ein Lufthansa-Sprecher Informationen dieser Zeitung zur geplanten Schließung der Kölner Verwaltung noch dementiert. "Köln bleibt Konzernsitz und Sitz der Hauptverwaltung", ließ die Lufthansa sich damals zitieren. Gestern erklärte der Sprecher den Widerspruch so: "Damals war das Stand der Planung. Der Beschluss für die Schließung in Köln ist erst in dieser Woche gefallen."

Das Aus für die Kölner Hauptverwaltung ist Teil des Sparprogramms "Score", mit dem der Konzern sein Ergebnis um jährlich 1,5 Milliarden Euro steigern will. Weltweit will die Lufthansa 3500 Jobs streichen, rund 2500 davon in Deutschland.

Am kommenden Dienstag beginnen die Tarifverhandlungen mit der Gewerkschaft Verdi für 33 000 Lufthanseaten. Verdi verlangt 5,2 Prozent mehr Lohn, was die Lufthansa bereits abgelehnt hat. "Vor dem Hintergrund der Schließungspläne wird das Thema Beschäftigungssicherung bei den Verhandlungen eine große Rolle spielen", sagte Behle, "wir werden mobilisieren."

Die Lufthansa wurde 1953 in Köln gegründet, seither ist die Stadt formaler Hauptsitz des Konzerns. Allerdings hat im Laufe der Jahre fast der komplette Vorstand seinen Sitz von Köln in das operative Zentrum nach Frankfurt verlagert, nur der im Rheinland lebende frühere Finanzvorstand Stephan Gemkow war in Köln geblieben. Doch Gemkow wechselte im August zu Haniel in Duisburg.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort