Vorstandschef stichelt gegen Thyssenkrupp Stahlhändler KlöCo erzielt Rekordgewinn

Duisburg · Der Duisburger Stahlhändler will verstärkt grünen Stahl verkaufen und baut dazu ein eigenes Klassifizierungssystem auf, grüner Stahl mache Autos kaum teurer. KlöCo-Chef Guido Kerkhoff stichelt gegen seinen alten Arbeitgeber Thyssenkrupp.

 Stahllager von Klöckner&Co.

Stahllager von Klöckner&Co.

Foto: Miquel Benitez

Der weltweite Stahlboom spült auch dem Großhändler Klöckner & Co (KlöCo) viel Geld in die Kasse: Das Duisburger Unternehmen erreichte 2021 einen Rekordgewinn von 848 Millionen Euro, sieben Mal so viel wie im Vorjahr. Der Umsatz kletterte von 5,1 auf 7,4 Milliarden Euro. KlöCo schüttet daher eine Rekord-Dividende von einem Euro je Aktie aus.  Zuvor hatte Klöco keine Dividende gezahlt.

Stahlhersteller und Händler profitieren weltweit vom Nach-Corona-Boom. KlöCo-Chef Guido Kerkhoff erwartet für 2022, dass die Stahlnachfrage weiter zulegt, in der Bau- und auch in der Rüstungsindustrie. Die Folgen des Ukraine-Kriegs seien aber noch nicht absehbar. Da die Stahlpreise ohnehin nicht im gleichen Maße mitziehen werden, geht Klöco für 2022 von einem Gewinnrückgang aus. Das gefiel den Anlegern nicht, die Aktie gab nach.

Große Hoffnungen setzt KlöCo auf den Verkauf von grünem Stahl und führt dazu ein eigenes Klassifizierungssystem mit fünf Klassen ein, damit sich die Kunden leichter orientieren können:  Zur besten Klasse gehören Stahlsorten, die mit einem Ausstoß an Kohlendioxid (CO2) von maximal 400 Kilogramm pro Tonne Stahl verbunden sind. Und zwar durchgerechnet, inklusive aller Vorprodukte und eingesetzten Anlagen. Die Klassifizierung etwa von Thyssenkrupp, die dies nicht so tiefe berücksichtige, sei „nicht akzeptabel“, sagte Kerkhoff. Der Essener Manager war bis 2019 selbst Chef von Thyssenkrupp.

Unternehmen, die auf Elektrolichtbogen-Öfen setzen, haben es laut Kerkhoff deutlich leichter, auf grünen Stahl umzustellen. Sie brauchten nur auf genug grünen Strom umrüsten. Unternehmen, die wie Thyssenkrupp Hochöfen haben, müssten sich hingegen komplett umstellen, so Kerkhoff. Aber Elektrolichtbogen-Öfen allein könnten die gloable Nachfrage nicht decken. Man brauche den richtigen Mix.

Um an genug so definierten grünen Stahl zu kommen, hat Klöco nun eine Partnerschaft mit dem schwedischen Unternehmen H2 Green Steel (H2GS) geschlossen. „Ab 2025 sollten jährlich im Rahmen der Partnerschaft zunächst bis zu 250.000 Tonnen grüner Stahl geliefert werden – mit der Option auf eine zukünftige Erweiterung der Liefermengen“, erklärte Kerkhoff. Die Nachfrage der Kunden nach grünem Stahl wachse. Künftig wollten Kunden auch „grüne“ Geschirrspüler. Der höhere Preis sei dabei kein grundsätzliches Problem, so Kerkhoff. Wenn grüner Stahl um 50 Prozent teurer sei als anderer Stahl, mache dies das Auto nur um 0,7 Prozent teurer, zeigten Studien. Bei Windrädern steige der Preis um fünf Prozent. 

KlöCo macht die Hälfte seines Geschäftes in den USA, Russland und die Ukraine spielen fast keine Rolle – weder als Lieferant, noch als Absatzmarkt. Kerkhoff kann verstehen, dass Europa sich dem Öl-Embargo der USA nicht anschließt. Umso wichtiger sei es, dass Europa sich bei der Energie unabhängiger von Russland mache. Eine globale, dramatische Wirtschaftskrise erwartet er nicht.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort