Berlin Klaus Wowereit übersteht Misstrauensvotum

Berlin · Der frühere Architekt des Hauptstadtflughafens behauptet derweil, Politiker hätten den Bau "regelrecht zerschossen".

Berlins Regierungschef Klaus Wowereit (SPD) bleibt trotz des Desasters am geplanten Hauptstadt-Flughafen im Amt. Doch die Debatte über die Verantwortung für das Debakel geht weiter. Erwartungsgemäß scheiterte der Misstrauensantrag der Opposition am Samstag im Abgeordnetenhaus klar an der Mehrheit der geschlossen abstimmenden rot-schwarzen Koalition. "Ich hatte keinen Zweifel, dass ich das Vertrauen der Mehrheit des Abgeordnetenhauses habe", sagte Wowereit anschließend. Er lehnte zwar alle Rücktrittsforderungen als Regierungschef ab. Wowereit will aber den Chefposten im Aufsichtsrat an seinen Stellvertreter, den brandenburgischen Ministerpräsidenten Matthias Platzeck (SPD), abgeben.

Der frühere Architekt des Hauptstadtflughafens BER, Meinhard von Gerkan, macht derweil die Berliner Flughafengesellschaft für die mehrfach verschobene Eröffnung verantwortlich. Deren Arbeit habe sich als "großangelegte Täuschung herausgestellt", zitiert der "Spiegel" aus einem Schriftsatz von Gerkans Anwälten. Die Manager hätten mit ständigen Umbauwünschen den Bauablauf "regelrecht zerschossen". Auch hätten sie ihrem Aufsichtsrat und der Öffentlichkeit suggeriert, dass der Terminal "pünktlich und innerhalb des Wunschbudgets fertig werden könne".

Demnach gab es bis Mai vergangenen Jahres 286 Planänderungsanträge. So hätten Flächen für Check-In-Schalter reduziert werden müssen, um einen Shop nach der Sicherheitskontrolle auszubauen. Seit 2008 habe die Flughafengesellschaft mit "Halbwahrheiten" gearbeitet, heißt es in der Klageerwiderung des gekündigten Architekten.

Auch Berlins Ex-Finanzsenator Thilo Sarrazin (SPD) macht Anfangsfehler für das Chaos verantwortlich. "Der neue Flughafen ist von vornherein zu klein und zu wenig in den Details geplant worden", sagte er dem Magazin "Focus".

(dpa)
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